Der Burgbernheim Ultra Trail (kurz BUT) ist ein Ultratrail der besonderen Art. Bei dieser Trail Veranstaltung werden fünf oder zehn Runden gelaufen und zwar mit einer Länge von 10 km und rund 360 Höhenmetern pro Runde, die in einer Zeitspanne von zwei Stunden absolviert werden müssen. Wer das nicht schafft, scheidet aus. Start und Ziel war das Sportgelände des TSV Burgbernheim (ostfränkisch Bärna) genannt, im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim.
Dieses Format hatte mich letztes Jahr schon gereizt (hier wurde diese Veranstaltung zum ersten Mal ausgetragen). Jedoch hatte mich eine Erkältung von der Anmeldung abgehalten. Umso mehr habe ich mich dieses Jahr gefreut, durch einen Startplatz Gewinn für Trailrunning24 an den Start gehen und für euch über die 10×10 Km berichten zu dürfen.
Direkt nach der Anmeldung wurde ich zu einer Whatsapp Gruppe hinzugefügt, in der alle wichtigen Läuferinfos geteilt wurden. Das ist sehr ungewöhnlich für eine Laufveranstaltung, aber ich fand es super und zeigt wunderbar den familiären Aspekt der Veranstaltung (es waren beim 5×10 und 10×10 pro Lauf maximal 50 Teilnehmer erlaubt). Im Vorfeld machte ich mir natürlich Gedanken, wie man einen solchen Lauf am besten angeht. Sollte man Vollgas laufen, um möglichst viel Zeit zum Regenerieren zu haben oder möglichst knapp ins Ziel kommen, um sich nur schnell zu verpflegen und somit zu verhindern, dass die Muskeln kalt werden?
Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschieden, erstmal einen Mittelweg einzuschlagen. Start der Veranstaltung war um 4 Uhr morgens. Das hieß für mich um kurz nach zwölf aufstehen, frühstücken, fertig machen und zusammen mit meiner Frau die rund eine Stunde nach Burgbernheim zu fahren, um rechtzeitig meine Startnummer am Sportgelände abholen zu können. Um 3:30 Uhr wurde ein kurzes Streckenbriefing mit allen Läufern durchgeführt und um kurz vor Vier haben sich alle „verrückten“ Teilnehmer bei Dauerregen und einstelligen Temperaturen mit Stirnlampe in den Startbereich begeben.
Ich wollte die erste Runde für mich nutzen, um die Strecke kennenzulernen und vernünftig in den Lauf zu starten. Nach 1,5 Kilometern habe ich aufgrund der teils schon schwierigen Streckenverhältnissen, (es hat die Tage vorher viel geregnet )meinen ersten Sturz hinnehmen müssen. Passiert ist mir zum Glück nichts. Neben den schwierigen Streckenverhältnissen war natürlich auch die Strecke mit ihren knapp 360 Höhenmetern sehr anspruchsvoll.
Eine schöne Idee war es vom Veranstalter, anstatt den üblichen Kilometerschildern für jeden Kilometer einen ausgeschnitzten Kürbis mit der entsprechenden Kilometernummer an den Streckenrand zu platzieren. So wusste man vor allem auch in der Dunkelheit, wann der nächste Kilometer erreicht war. Für mich waren die ersten 2,5 Kilometer mit rund 170 Höhenmetern das Schlimmste auf jeder Runde. Auf den ersten beiden und den letzten drei Runden wurden zusätzlich noch „Lumpensammler“ hinterhergeschickt, falls sich ein Läufer verirrte oder ein Notfall eintritt.
Nach der ersten Runde im Ziel staunte ich nicht schlecht, was an Verpflegung für uns Läufer in dem beheizten Läuferzelt aufgebaut war. Um euch nur mal einen kleinen Einblick zu verschaffen: Es gab Wasser, Iso, Cola, Kaffee, Tee, Milch, Äpfel, Bananen, Gurken, Kartoffeln, Nüsse, Salzcracker, Gemüsebrühe, Käse, vegane Brotaufstriche und und und. Diese Veranstaltung war besser ausgestattet als manche größere, namhafte Trail- Veranstaltungen. Ich hatte den Luxus, meine Frau als Support dabei zu haben. Somit konnte ich nach jeder Runde schon mal in die warme Umkleide, um mich umzuziehen und zu dehnen und bekam meine Verpflegung in die Kabine gebracht.
Ab Runde Drei wurde es hell. Das Rennen nahm spürbar an Fahrt auf. Ich wollte aber nicht überpacen und bin in meinem Lauftempo geblieben. Der Lauf war noch lang genug und für mich war, wie bei jedem Lauf, oberstes Ziel, den Lauf zu finishen. Im Vorfeld habe ich mich gefragt, ob die Strecke bei ständiger Wiederholung nicht langweilig werden würde. Das Gegenteil war der Fall – man wusste immer genau, was kommt und jeder konnte seine persönlichen Stärken ausspielen.
Auf der vierten Runde hatte ich kurzzeitig mit Magenproblemen zu kämpfen, die ich jedoch schnell wieder in den Griff bekam. Ab Runde Fünf kam dann zum ersten Mal die Sonne, was die Motivation gehörig ankurbelte. Das Runden laufen hatte für mich den Vorteil, dass ich kurzfristig Korrekturen an meinem Equipment und meiner Verpflegung vornehmen konnte. Ab der 6. Runde kamen dann die Läuferinnen und Läufer des 5×10 dazu und so war gleich mehr Betrieb und neue Energie auf der Strecke, was zur späteren Stunde sehr vorteilhaft war, weil man dann nicht allein im Wald bei Dunkelheit unterwegs war.
In Runde 7 bekam ich auf einmal massive Fußprobleme beim Laufen. Ich konnte es mir nur durch den Schuhwechsel zur vorhergehenden Runde erklären. Ich wechselte also wieder auf meine alten Schuhe und ließ mich zwischen den Runden von einem der drei professionellen Physiotherapeuten behandeln. Ein toller Service und vielen Dank auch nochmal an dieser Stelle dafür!
Für die achte Runde (Start 18 Uhr) mussten dann wieder die Stirnlampen ausgepackt werden. Die Streckenverhältnissen wurden hinten raus natürlich nicht besser. Es gab kurz die Hoffnung, dass die Strecke über den Tag griffiger wird. Diese Hoffnung hielt allerdings nur so lange, bis der nächste Regenschauer durchzog. Trotz fortgeschrittener Zeit war es immer schön zu sehen, wie die Streckenposten alles gaben, um zu helfen und zu motivieren.
Ich wusste, dass Runde 8 die entscheidende Runde für mich wird. Diese war für mich der mentale Knackpunkt. Ziemlich erleichtert und ohne Fußschmerzen gings auch hier für mich ins Ziel. Ein weiteres Highlight des Laufes waren die Pausen zwischen den Runden. Hier wurden die Unterhaltungen zwischen sämtlichen Läuferinnen und Läufern immer lustiger.
Kurz vor dem Start zur neunten Runde wärmten wir uns am Lagerfeuer auf und los ging es. Klar, die Beine wurden Runde für Runde schwerer, aber das große Ziel war in Sicht. So ging es mit den letzten Kräften auf die 10. und somit letzte Runde. Die lief am Anfang auch voll nach Plan. Kurz vor Kilometer 5 kam dann noch ein neues Hindernis für mich ins Spiel – meine Stirnlampe fiel aus. Ich musste versuchen, auf die Läufer vor mir aufzuschließen, damit ich gemeinsam mit ihnen die restliche Strecke absolvieren kann. Ich konnte mein eigenes Tempo nicht mehr laufen, sondern musste mich dem schnelleren Tempo der Anderen anpassen, um noch etwas sehen zu können.
Gott sei Dank kannte ich die Strecke mittlerweile gut genug, um auch mit weniger Licht die Trails ohne Verletzungen zu meistern. Ich war dennoch froh als ich auf dem Sportplatz ankam und nur noch den Zieleinlauf bei Flutlicht vor mir hatte. Nachdem ich mich für den Support der Läufer bedankte, habe ich nochmal alles aus mir rausgeholt und bin zügig Richtung Ziel gejoggt. Kurz vorm Ziel hieß es dann einfach den Zieleinlauf genießen und die herzlichen Glückwünsche sowie die selbstgemachte Medaille des Veranstalters entgegenzunehmen.
Fazit:
Ein schöner, familiärer und mit viel Herzblut organisierter Lauf den ich definitiv nicht zum letzten Mal gelaufen bin. Danke an meine Frau, alle Läufer, das Orgateam des BUT, sowie Trailrunning24 für diesen unvergesslichen Tag. Es war mein erster Traillauf über 100 Kilometer