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Obergurgl der kleine „Skidiamant“ am Ende des Ötztals mit ca. 400 Einwohnern erlebte am Wochenende eine Verdopplung der Einwohnerzahl durch den Gletscher Trailrun mit seinen 800 Startern. Eine der Starterinnen war unser Trailrookie Birgit, die sich den Gletscher Trail 42k als ihren Saison-Höhepunkt ausgesucht hat und gemeinsam mit unseren Partnern darauf vorbereitet wurde. Über den Ötztal Gletscher Trailrun und wie es Birgit dabei erging könnt ihr nun lesen.

Gletscher Trailrun

Das Eventwochenende beginnt am Freitag mit dem Top Mountain Run. Der Name ist Programm, denn die Starter dürfen auf nur 6,3 Kilometern ca. 750 Höhenmeter zurücklegen, hätte, ja hätte das Wetter mitgespielt. Aufgrund von Starkregen und Gewitter wurde der Mountain Run auf ca. 4 Kilometer mit 370 Höhenmeter gekürzt. Der Rücktransport der Läufer wurde dann pragmatisch auf die Ladefläche eines Pickups bis zur nächsten Gondelstation verlagert. Im Tal sprach keiner mehr vom schlechten Wetter, sondern einfach von einer „Mordsgaudi“.

In der darauffolgenden Nacht starteten die Ultras um 2 Uhr bei leichtem Nieselregen. 61,1 Kilometer mit 3600 Höhenmeter im alpinen Gelände lagen vor den 56 Starten. 7 Uhr folgten 124 Trail-Marathonis mit unserer Trailrookie auf 42,5 Kilometern mit 2800 positiven Höhenmeter. 1900 Höhenmeter standen für den ausverkauften 26K Trail mit 237 gemeldeten Läufern auf dem Plan. Auf der kürzesten Distanz ging es 14 Kilometer auf die Hohe Mut und über das Gaißbergtal wieder zurück. Die 152 Finisher hatten im Start/Zielbereich in Obergurgl 800 Höhenmeter auf der Uhr.

Gletscher Trail (42k / 2800hm)

Die Beschreibung des Veranstalters überschlägt sich mit Superlativen und Versprechen, die einem bei der Inflation von Trail-Events mittlerweile kalt lassen:

"Hoch hinaus geht’s beim Gletscher Trailrun in Gurgl, der über technisch anspruchsvolle Trails auf einer Höhe zwischen 2.000 und 3.000 Meter verläuft. Die atemberaubende Gletscherwelt des hinteren Ötztals immer im Blick"

Wenn man dann allerdings erschöpft und völlig überflutet von der Vielzahl von Eindrücken in Obergurgl die Ziellinie überquert, hat man all diese Superlativen erlebt und jedes Versprechen wurde gehalten.

Der erste Höhepunkt liegt auf 3006 Höhenmeter. Es ist das Romalhaus, eine Berghütte, die in den Sommermonaten von Bergsteigern genutzt wird. Sie ist unsere zweite Verpflegungsstation bei Kilometer 14. Der Weg dort hinauf beginnt nach dem Start leicht absteigend, bevor es direkt 700 Höhenmeter hoch auf den Rücken des Obergurgler Tals geht. Wir laufen hier über grüne Almwiesen mit einem wundervollen Rundblick auf die 3000er der Ötztaler Alpen, den die Wolken und der leichte Nieselregen nicht trüben können. Ab VP1 wird es mit jedem Höhenmeter alpiner. Die nun anstehenden 900 Höhenmeter bis zum besagten Höhepunkt der Strecke, gehen mehr über Stein als Stock, vorbei an vielen Wasserfällen und eröffnen den Blick auf den Gurgler Ferner am Ende des Tals. Verpflegung mit Aussicht, wenn man Zeit zum Genießen hat.

Im Downhill wird das Versprechen der „technisch anspruchsvollen Trails“ mehr als eingelöst und es wartet auch schon der nächste Superlativ, die Piccard Brücke. Die 142 Meter lange Hängebrücke lässt uns Läufer von der Westseite auf die Ostseite des Tals kommen und liegt auf 2507 Meter. Ein luftiges Spektakel mit einmaligen Blicken ins Tal und auf den Gurgler Ferner.

 

Nach einem kurzen Gegenanstieg rückt VP3, die Langtalereckhütte, in sichtbare Nähe. Der Trail hinauf sieht laufbar aus, hinunter zum Langtalerbach bleibt es technisch. Die Vorfreude auf die Hütte war sehr groß, zum einen lag das am angekündigten Kuchen und zum anderen konnten wir sehen, dass es danach laufbarer wurde. Die 3 Kilometer bis zur Schönwieshütte waren auf dem Wirtschaftsweg bisher unserer Schnellsten. Die Hälfte war geschafft. 

Nach kurzer Rast betraten wir das Rotmosstal und schon wieder änderte der Gletscher Trail sein Gesicht. Es wurde grüner, das Tal immer enger und man lief Schritt für Schritt die Gletschermoräne bis unter Rotmoss- & Wasserfallferner, die nach ca. 6 Kilometern erhaben über uns lagen. „Atemberaubende Gletscherwelt“, das Versprechen wird hier noch mal mehr als erfüllt. Aus dem Tal heraus brachte uns ein schöner Singletrail bis hin zur Hohen Mut Alm (VP5). Kurz vor der Alm wurden wir ein Stück von zwei seltenen Bartgeiern begleitet, die über uns miteinander spielten.

Beim Verlassen der VP hatten wir das Gefühl es bald geschafft zu haben … „nur noch ins Tal“. Davon beflügelt lief der laufbare Downhill hinunter ins Gaisbergtal und der Trail entlang des Gaisbergbaches richtig gut. Bis, ja, bis es wieder hoch ging. Der Gletscher Trail hatte noch ein paar Höhenmeter in petto und auch wenn wir das Ziel schon sehen konnte, mussten wir noch zwei Täler durchqueren, um dann die letzten vier Kilometer „nur noch ins Tal“ und ins Ziel zu laufen.

Wie ging es unserem Trailrookie Birgit?

Wetter perfekt, Ausrüstung parat, gefrühstückt, ausgeschlafen und voll motiviert – Startschuss fiel pünktlich um 7.00Uhr. Gleich nach den ersten 2km wartete der erste Anstieg von 700hm auf uns. Bis zum Romalhaus lief es recht gut, auch zeitlich war ich geradeso „in time“. Nach einer kurzen Stärkung ging es auch schon wieder bergab in einen knackigen Downhill bis zur Piccard Brücke. Eine wackelige Angelegenheit, kurz das atemberaubende Panorama genossen & Glückstränen vergossen … weiter ging‘s!

Es war technisch anspruchsvoller als erwartet und so folgte eine Verschnaufpause auf die Andere. Der nächste Cut-Off war bald rechnerisch nicht mehr machbar. Ich zweifelte noch mehr und mich überkam nach jedem Gänsehaut-Moment der Frust, weil auch das vorgegebene Zeitlimit von 10:30 Stunden bald nicht mehr zu schaffen war. Aber aufgeben war keine Option, also durchziehen und ankommen.

Ab VP4 wurde es richtig hart. Der letzte Downhill war ein echter Kampf und ich war mir nicht so ganz sicher, wie ich es bis in Ziel schaffen sollte. Ich hatte ständig das Gefühl, dass meine Oberschenkel gleich platzen. Mit eisernem Willen und einer absoluten mentalen Kraftanstrengung kämpfte ich mich mit einem Jubelschrei ins Ziel. Der Zielbogen stand noch, die Zeitmessung war noch aktiv und das Team vom Ötztaler Gletscher Trail empfing uns nach 11:30 Stunden mit tosendem Applaus.

 

So viele Gänsehaut-Momente während eines Laufs hatte ich noch nie. Ich bin dankbar für ein mega Event, ein mega Erlebnis und ein mega Ergebnis. AK 3.Platz! Danke Ötztaler Gletscher Trail!

Verpflegung

Bei der Dichte der Verpflegungsstationen neigt man eher dazu etwas weniger in den Trail-Rucksack zu packen. Was man in die Planung aber einbeziehen sollte, ist die anspruchsvolle Strecke. Wenig Strecke ist nicht gleich wenig Zeit. Die VPs sind mit allen bestückt was man braucht: Iso, Cola, Wasser, vereinzelt warmer Tee & Suppe, Salznüsse, Früchte und den besten Kuchen, den ich je auf einem Trailrun gegessen haben. Auf der Website und in den Startunterlagen, findet man eine Übersicht, wann es was gibt.  

Fazit

Der Gletscher Trail ist einer der technischsten und einer der schönsten Trails, die ich bisher gelaufen bin. Die Umgebung ist alpin, was uns Läufer vor Herausforderungen stellt und uns aber gleichzeitig wunderschöne Augenblicke schenkt. Wer beides erleben will, sollte nächstes Jahr an der Startlinie stehen.

Herausragend war das „Gletscher Trailrun“-Team und die Helfer, die trotz Kälte und Nieselregen uns in den Bergen unterstützt haben und das mit einem Lächeln auf den Lippen. Im Ziel wurde dann noch bis zum letzten Finisher Stimmung gemacht. Vielen Dank dafür.

Was dem Event noch sehr guttun würde, ist etwas mehr Begeisterung der Zuschauer an der Strecke. Aktuell hat man mehr in die fragenden Gesichter anstatt in Begeisterte geschaut.

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