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„Gleich vorneweg: ich komme wieder!“

Der Stelvio Trailrun fand am Samstag, den 22.7.2023 in Prad am Stilfser Joch statt. Der Lauf hatte bisher den Namen Stelvio Marathon und es gab verschiedene Bewerbe mit teilweise unterschiedlichen Distanzen. Heuer wurden die Teilnehmenden aus allen drei Kategorien (Competitive, Just for fun, Jochmarsch, insgesamt knapp 300 Läufer/innen) auf eine 21km lange Strecke mit rund 2100hm geschickt. Ich selbst habe teilgenommen und möchte euch für dieses fantastische Event begeistern.

Von der Startnummer, einem Attest und ein bisschen Nervosität

Den Freitag verbrachten mein Freund und ich mit einer gemütlichen Rennrad-Runde zur Schweizer Grenze und einem Nachmittag in Meran, sodass die Startnummernabholung nachher noch gut ausgehen würde – man konnte sie am Freitag zwischen 15 und 19 Uhr abholen, oder am Samstag in der Früh von 6 bis 7 Uhr, und zwar im Nationalparkzentrum Aquaprad.

Mein ärztliches Attest zur Teilnahme an Wettkampfsport wurde überprüft und ich bekam einen Beutel gekennzeichnet mit meiner Nummer, der auch für den Kleidertransport zu nutzen war. Außerdem war im Startgeld auch ein Finisher-Shirt enthalten, welches auch gleich mitgegeben wurde. Für den Rücktransport vom Stilfser Joch nach Prad gab es die Möglichkeiten, ein Rad auszuleihen, das eigene Rad hinauf transportieren zu lassen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinunterzufahren.

Kurz zum ärztlichen Attest: Ohne Attest könnte man schon teilnehmen, allerdings nicht in der Kategorie „Competitive“, sondern beim „Just for fun“ oder „Jochmarsch“. Bei den beiden Letzteren gibt es keine Rangliste und es werden jeweils jene 5 prämiert, die der Durchschnittszeit am nächsten gekommen sind.

Mit etwas Nervosität ging ich schon zeitig ins Bett – der Start am Samstag würde um 8 Uhr sein. Für mich war diese Streckenlänge in Kombination mit den Höhenmetern etwas Neues, weswegen ich doch einen ziemlichen Respekt davor hatte. Ich wusste, ich würde schon oben ankommen – irgendwie.

Das Rennen: Top Platzierung trotz "Wadlbeißer"

In der Früh fuhren wir nach Prad, der Parkplatz, vom Startgelände einen knappen Kilometer entfernt (ideal zum Aufwärmen), war recht leicht zu finden. Die Kleidersäcke konnten bis kurz vor dem Start abgegeben werden. Noch schnell aufs WC – dort musste ich innerlich kurz lachen, da ausnahmsweise einmal nur vor der Herrentoilette eine Schlange war. Eine niedrige Frauenquote (in etwa ein Viertel) kann auch Vorteile haben.

Kurze Zeit später wurden wir Teilnehmer/innen dazu aufgerufen, uns im Startbereich aufzustellen, pünktlich um 8 Uhr wurde das Startsignal gegeben. Nach 500 flachen Metern ging es gleich schon bergauf, zuerst für ein kurzes Stück auf einer asphaltierten Straße, dann mündete diese in eine Forststraße und schließlich in einen steilen Feldweg. Es folgte ein flowiger Singletrail, größtenteils super laufbar, bis auf kurze Stellen mit Steinstufen. Dieser Weg führt die Teilnehmer bis in den netten Ort Stilfs, wo nach ungefähr 6km und 470hm die erste Versorgungsstation wartete. Kurz vor Stilfs ging es für gute 100hm bergab und man konnte mit Schwung in die schmalen Gassen einlaufen.

In dem Bergdorf herrschte eine total motivierende Stimmung, aus Boxen drang Musik und die Leute an der Straße waren alle fleißig am Anfeuern. An der ersten Labe gab es Wasser, Iso, Äpfel und Bananen. Meiner Meinung nach ausreichend, denn es würden noch 3 weitere folgen.

Die nächsten 3km mit circa 420hm waren richtige „Wadlbeißer“, größtenteils recht steil durch den Wald und entlang von Wiesen. In diesem Abschnitt überholte ich einige Teilnehmer des Marschs, die schon 45 min vor dem Lauf gestartet waren. Als ich an zwei recht flotten jungen Burschen vorbeilief, hörte ich: „Ma schau, Eierschwammelen!“ Er hatte tatsächlich eine kleine Handvoll Eierschwammerl direkt neben dem Weg gefunden. Ich MUSSTE einfach kurz stehenbleiben, um ein Foto zu machen. Wir wünschten uns noch einen guten Lauf und weiter gings.

Bei KM 9,5 war die zweite Verpflegungsstelle, dieses Mal gab es auch Kuchen! Mit ebendiesen und Banane im Bauch lief ich weiter, es folgte eine recht flache Forststraße, auf der ich gut meinen Laufrhythmus finden konnte. Zuerst war links und rechts noch dichter Wald, bald aber wechselte die Umgebung in Almengebiet. Bei KM 13 war die dritte Versorgungsstelle (Furkelhütte), zu diesem Zeitpunkt hatte man gut 1300hm in den Beinen. Nach der Furkelhütte beginnt der „Goldseeweg“, ein wunderschöner Wanderweg. Offenbar dürfen diesen Singletrail auch Mountainbiker nützen, zum Glück war ihnen aber offenbar bewusst geworden, dass heute nicht der ideale Tag für diesen Downhill war, und die meisten schoben ihre Bikes hinunter und ließen uns alle vorbei.

Beflügelt von der unfassbar schönen Umgebung sind mir die folgenden steilen Höhenmeter leicht gefallen – der Ausblick auf das gigantische Ortler-Massiv ist unglaublich. Zusätzlich blühte es links und rechts des Wegs in allen möglichen Farben. Nach der letzten Versorgungsstelle fehlten noch ca. 4km und knapp 300hm. Diese finalen Meter waren landschaftlich ebenfalls grandios, wenn mir auch irgendwann das Laufen auch in den flacheren Stücken schon recht schwerfiel. Es war schon echt anstrengend, konzentriert zu bleiben. Einmal noch entlang eines Kars, um eine Kurve und ich hörte die riesigen Kuhglocken, die mich die letzten 200m ins Ziel begleiteten. Kurz vor dem Ziel stand auch mein Freund, der mit dem Rennrad hinaufgefahren war, und mich jetzt anfeuerte.

Mit einem breiten Grinser und einer Überdosis Glückshormone über die erlösende Linie, es war geschafft! 3h 20min hatte ich gebraucht, 7. Dame, und war mehr als zufrieden mit der Zeit, da ich überhaupt nicht gewusst hatte, mit was ich rechnen könnte.

Glücklich im Ziel

Die Verpflegung am Stilfser Joch ließ auch keine Wünsche offen, Käse, Speck, Schüttelbrot, Studentenfutter, Orangen, Bananen, Äpfel, Kuchen und diverse Getränke füllten die leeren Speicher – fürs erste – wieder auf. Auch die Rückgabe der Kleidersäcke ging unkompliziert vonstatten.

Für das Hinunterfahren hatte ich eigentlich geplant, den Bus zu nehmen, allerdings waren einige „Supports“ mit dem Auto raufgefahren, sodass ich einfach ein deutsches Ehepaar fragte, die mich dann netterweise zurück mit nach Prad nahmen.

Ab Mittag startete in Prad die Pastaparty (inkl. einer großen Auswahl an Kuchen), für 16 Uhr war die Siegerehrung geplant, Nicht nur die Stockerlplätze sondern die 10 schnellsten Damen und Herren würden prämiert werden – wir bekamen eine Kiste mit regionalen Produkten!

Gewonnen hatten Alice Guerra (ITA, 2:41:31) und Konstantin Wedel (DE, 2:06:19), der damit einen neuen Streckenrekord aufgestellt hatte.

Am Abend schmerzten meine Oberschenkel ordentlich, allerdings ist doppelt gesichert, dass ich wiederkommen werde – ich hatte durch meinen Platz in der Rangliste einen Start beim Stelvio Trailrun für das Jahr 2024 bekommen und es war definitiv einer der schönsten Läufe, an denen ich bisher teilgenommen habe!

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