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Der Ultra Trail Lamer Winkel, kurz UTLW, im bayerischen Wald wurde mir von meinen Trailrunning-Freunden als “legendär”, “Klassiker”, “Trailrunning-Klassentreffen”, “Den muss man mal gemacht haben” beschrieben. Eine ganz schön hochtrabende und euphorische Beschreibung für ein Rennen, das muss ich mir selbst ansehen, dachte ich mir im Vorfeld. Also setzte ich mich kurzfristig mit meinem TR24-Teammitglied Michi ins Auto und wir machten uns auf den Weg ins 180 Kilometer von Nürnberg entfernte Lam.

Der letzte UTLW, ohne Corona-Einschränkungen, liegt bereits fünf Jahre zurück. Die Freude war also bei allen Beteiligten besonders groß, dass es in diesem Jahr endlich wieder so richtig losgehen konnte. Fast 1000 Läuferinnen und Läufer gingen über die Langdistanz (54km und 2700 Höhenmeter) und die Kurzdistanz (23km und 1100 Höhenmeter) an den Start, um den König und die Königin vom Bayerwald sowie des Osser Riesen zu krönen. 

Der UTLW lebt von seinen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, 200 an der Zahl kümmern sich um das Wohl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bei der Anmeldung, bei der man neben der Startnummer, einem Stirnband des Hauptsponsors Dynafit auch ein schönes Weizenglas im UTLW-Design bekam, duftete es aus der benachbarten Küche. Zwei Frauen schnitten Kuchen auf unzähligen Blechen und waren sichtlich gut gelaunt. “Das gibt’s für euch später! Lam hält zusammen”, sagten beide und lachten. Das fing schon mal vielversprechend an. 

Start der beiden Läufe ist der Marktplatz in Lam. Die Bierbänke, der Kärwabaum und die Blaskapelle versprühten sofort Kirchweih-Charakter. Während die Läuferinnen und Läufer auf der Langdistanz um 9 Uhr auf die Reise gingen, war der Start für den Osser Riesen um die Mittagszeit. Nicht nur die Laune aller Beteiligten war hervorragend, auch das Wetter hätte nicht besser sein können – hier und da wurde sich sogar schon wieder über die (zu) warmen Temperaturen beschwert, die Autorin dieses Textes mit eingeschlossen. 😉 

Mit dem Startschuss um Punkt 12 Uhr ging es allerdings erst einmal ganz gemächlich los – die ersten 50 Meter liefen die Läuferinnen und Läufer der Blaskapelle hinterher, bevor es durch Lam und steil bergauf in Richtung Panoramaweg und weiter über schmale Trails rauf zum Bergkircherl ging. Über einen knackigen aber gut laufbaren Downhill liefen wir in Richtung Lohberg, wo nach 11 Kilometern die erste Verpflegungsstation auf uns wartete. Auch hier wurden die Läuferinnen und Läufer mit einer großen Herzlichkeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer empfangen. 

 

Die Sonne hatte sich mittlerweile verzogen und die Wolken sowie ein wenig Wind brachten eine willkommene Abkühlung. Dennoch waren es für mich persönlich ein paar Grad zu viel. Und wenn du denkst, du kannst nicht mehr, kommen glücklicherweise von irgendwo Zuschauerinnen und Zuschauer her und jubeln dir zu, feuern dich an und geben dir die paar Prozent an Kraft, die es noch braucht, um durchzuhalten, wenn Kopf und Körper mal wieder nicht im Einklang sind. Von Grundschulkindern zu Männern und Frauen im hohen Alter – die Unterstützung der Einheimischen entlang der Strecke verdient die Note Eins mit Stern.

Bis zur nächsten Verpflegungsstation bei Kilometer 15 mussten 600 Höhenmeter hinauf zum Osser Gipfel bezwungen werden, ein wirklich anstrengender Anstieg, dessen Ausblick dann aber – wie immer – mehr als entschädigte. Dort oben gesellten sich dann Läuferinnen und Läufer der Langstrecke hinzu. Zum Schluss wurde es noch einmal knifflig. Auf den Abschnitten “Tromsö” und “Holy Trail” gab es einige Stürze und blutige Beine. Wer hier nicht konzentriert war, bezahlte die Rechnung. Die letzten drei Kilometer ging es geschmeidiger über Wald- und Wiesenwege zurück zum Marktplatz, wo die Läuferinnen und Läufer frenetisch gefeiert wurden.

 

Auf der Kurzdistanz duellierten sich zwei der besten Trailrunner Deutschlands. Thomas Wanninger (Team xc-run.de) und Hannes Namberger (Dynafit) lieferten sich ein hartes Duell, pulverisierten den Streckenrekord und kamen nach unglaublichen 1:51 Stunden bereits ins Ziel, mit 40 Sekunden Unterschied. Eine gelungene Generalprobe für die Weltmeisterschaft in Innsbruck, bei der Wanninger über die Kurzdistanz (44km) und Namberger über die Langdistanz (85km) starten werden. Dritter wurde David Reichel in 2:08 h.

 

Bei den Damen siegte erneut die Titelverteidigerin Barbara Poxleitner (Team xcrun.de) in 2:27 Stunden vor Karola Rennhack (2:33 Stunden) und Miria Meinheit (2:36 Stunden).

 

Der neue König vom Bayerwald heißt Patrick Ehrentaler, der die 54 Kilometer souverän in 5:26 Stunden vor Felix Kuschmierz (5:46 Stunden) und Oliver Helmboldt (6 Stunden) gewann. Die Siegerzeit von Thomas Wanninger aus der 2021er Edition (5:05h) auf identischer Strecke verfehlten die Männer dabei deutlich. Davor kam es auf der Strecke zum Favoritensterben: Martin Gsödel führte bei der Bergwertung am Eck nach starken 42 Minuten das Feld an, musste aber dem hohen Tempo Tribut zollen und stieg an der Scheibe, ebenso wie WM-Teilnehmer Adrian Niski, aus. 

 

Jetzt hatten wir uns alle den Kuchen mehr als verdient, unzählige verschiedene Sorten standen zur Auswahl, auch vegetarische und vegane Optionen gab es. Dazu Tomate-Mozzarella oder Traube-Käse-Spieße, Brote, alkoholfreies Bier und diverse Softgetränke. Wer etwas deftigeres als Zielverpflegung haben wollte, der wurde bei den Gastronomen am Marktplatz fündig. 

 

Für mich ging es am Nachmittag wieder zurück in die Heimat – die Aftershowparty soll jedoch äußerst erfolgreich und feuchtfröhlich gewesen sein, wie andere TR24-Mitglieder mir berichteten. 

 

Mein Fazit: Meine Freunde haben nicht übertrieben. Der UTLW wurde auch bei seiner Jubiläumsausgabe seinem guten Ruf mehr als gerecht. Das Rennen vereint all das, was diese Sportart für mich so wunderschön und außergewöhnlich macht. Ein familiäres Umfeld, entspannte Atmosphäre, Zusammenhalt, Unterstützung und vor allem: verdammt viel gute Laune. 

 

Die nächste Ausgabe des UTLW findet 2025 statt. Lange Zeit, sich darauf zu freuen. 

 

Auf Instagram haben wir euch in einem Reel mitgenommen. 

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