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Datum
Ich stehe im Regen im Wald, mit einem Zettel in der Hand. Zwei Seiten mit vielen km-Angaben, Buchstaben, Wegbeschreibungen, sowie Höhenmeter- und Distanzangaben. Schnitzeljagd hieß sowas in meiner Kindheit.

Dieses Wochenende gab es die Trailrunner-Version für Erwachsene. Nämlich beim Rabaukentrail im fränkischen Fichtelgebirge. Denn genauso hab ich mich tatsächlich gefühlt. Wie früher bei einer Schnitzeljagd durch das Dorf und den umliegenden Feldern.

Der Namensgeber ist Michael, Spitzname „Trailrabauke“ . Er war schon immer mit Barbara & Andreas von Laufsinn-Ulm zum Laufen hier im Fichtelgebirge unterwegs, eben auf Rabaukentour. Wie das eben manchmal so ist, wurde daraus die Idee, ein Rabaukentrail Wochenende im Fichtelgebirge zu machen. Und somit war der Rabaukentrail 2018 geboren. Immer im Fichtelgebirge, immer im Hufeisen, welches die 12 Gipfel des Fichtelgebirges bilden, immer in verschiedenen Richtungen und Trails, aber immer mit viel Liebe zum Detail und super Spaß für die Teilnehmer.

Was das Rabaukentrail Wochenende von meinen bisherigen Trailwochenenden unterscheidet ist die Tatsache, dass es weder eine Streckenmarkierung, noch einen Guide oder einen GPX Track zum Download auf meine Uhr gab. NEIN… man bekommt ein Roadbook in die Hand gedrückt und das war’s. Back to the Roots.

Der Leitfaden ist simpel: Augen auf und Natur genießen. Keine Hatz nach Zeiten und Platzierungen. Wer also nach Pace Bestzeiten und möglichst schnell im Ziel anzukommen strebt, wird bei diesem Event leider nicht auf seine Kosten kommen. Im Mittelpunkt steht das Abenteuer, die Natur und die tolle Strecke genießen, die super Aussichtspunkte erklimmen, die Gruppengemeinschaft und definitiv die Geselligkeit beim gemeinsamen Essen am Ende der Touren.

Drei Tage nur Ich, der Wald, traumhafte Trails, tolle Aussichtspunkte motivierte Mitläufer/Innen. Abenteuer pur 🙂

Treffpunkt war am Sportplatz in Hallerstein. Dort wartete schon der Bus und die anderen 13 TeilnehmerInnen. Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los. Zunächst fuhr uns der Bus ca. 30min weiter. Er stoppte an einem Parkplatz am Straßenrand Nähe Tröstau. Dort mussten alle ihre GPS Tracker am Handy anschalten. Damit konnten Barbara und Andreas auf der App sehen, wo jeder einzelne von uns unterwegs war und keiner komplett falsch lief bzw verloren ging. Auch war somit gesichert, dass bei einem Notfall oder Zwischenfall genau der Standort bekannt war. Ehe wir uns verguckten, standen wir draußen im Regen und bekamen von den Beiden einen Zettel in die Hand gedrückt. „Wir wünschen Euch jetzt ganz viel Spaß und sehen uns heute Abend dann beim Abendessen. Da drüben geht die Strecke los!“. … Und weg waren sie.

Äh jaaa, da stand ich nun und sah auf mein Roadbook. Mich überforderten diese ganzen Zahlen und Spalten und Buchstaben Abkürzungen. Die ersten liefen schon los, ich hinterher. Auf meine Frage WER denn hier schon mal dabei war, meldete sich Dieter. Er erklärte mir in kurzen Sätzen WIE man dieses Roadbook liest und welche Zahlen wichtig sind und was sie überhaupt zu bedeuten haben. Ok, das wird lustig, dachte ich mir. Bereits nach 1km ging es dann schon los mit der Überlegerei, rechts oder links? Wir waren uns nicht sicher. Entschieden uns für links. Wie sich aber nach 1km Umweg herausstellte, hätten wir rechts abbiegen müssen und danach sofort links. Egal, es ging wieder auf den vorgesehenen Weg. Die Gruppe hat sich bereits gut entzerrt.

Im Felsenlabyrinth fand ich viele der Anderen wieder. Ich schloss mich Jörg, Verena und Annika an. Wie sich herausstellte, eine gute Wahl für mich. Mit der Navigation kam ich auch immer besser klar. Aufpassen musste ich nur, dass man ich meine zusätzlichen km mit in die Berechnung einbezog, denn sonst stimmten die Angaben nicht mehr überein.

Das Felsenlabyrinth war bereits das erste Highlight. Auf ca. 1km Länge und einigen Höhenmeter erklomm ich ein Meer aus riesigen Granitfelsen, zwängte mich durch Höhlen und Engstellen, kletterte fast senkrechte Treppen nach oben bis ich letztendlich auf dem Kaiserfelsen stand. Die Sicht ist leider Gottes durch den Nebel sehr eingeschränkt. Allerdings war es dadurch auch sehr mystisch, was einem Gänsehautfeeling brachte. Weiter ging es über den Burgstein zum Haberstein und kurze Zeit später ragte ein blau-blaugrauer Aussichtsturm im Nebel hervor – die Kösseine. Hurra, die ersten 10km sind geschafft (ich hatte hier schon fast 12km). Es ging ein kurzes Stück zurück und weiter Richtung Brünnerl, welches ich vor lauter riesigen Felsen nicht gesehen habe, da ich nicht damit rechnete, dass es wirklich so „winzig“ ist. Ich stand praktisch davor und sah es nicht.

Es ging raus aus dem Wald und durch eine Ortschaft. An einem Bänkchen war eine BOX angebracht, den Zahlencode hatte ich auf dem Roadbook. Voller Spannung öffneten wir diese – Überraschung! Schokoriegel waren darin. Ein kleiner Energieschub für die zweite Hälfte der Strecke.

Über die Hohe Matze und den Steinzeitweg ging es durch die Girgelhöhle. Eine enge Angelegenheit, aber keinesfalls langweilig. Der Regen hörte nicht wirklich auf, war aber Gott sei Dank auch nicht so stark. Der Prinsenfelsen bot die nächste Überraschung. Es gab eine erneute BOX am Gipfel. Diesmal keine Süßigkeiten, sondern a Schnapserl. Wie witzig, dachte ich mir noch, wobei ein Schluck tatsächlich eine wohlige Wärme durch den Körper strömen ließ. Weiter gings zum Silberhaus und über die Platte Richtung Fichtelberg-Neubau. Dort sollte nach 7km das Etappenziel dann sein. Ob wir tatsächlich auf dem Originalweg bis ins Ziel liefen, wage ich zu bezweifeln, aber wir sind mit Einzug der Dämmerung angekommen und freuten uns tierisch auf das Abendessen. Gegen 20.00 Uhr sind auch die letzten Läufer im Ziel gewesen. Keiner ist verloren gegangen.

Den Abend haben wir in geselliger Runde und ganz nach fränkischer Tradition, mit dem ein oder anderen Bier und Schnapserl, ausklingen lassen. Schließlich sind wir fast 27km und 1200 Höhenmeter unterwegs gewesen.

Der zweite Tag startete mit einem ausgiebigen Frühstück und kurzen Angaben zu der 34km-Strecke um 9.30 Uhr für mich und meine 3 MitläuferInnen. Unser Plan war unter 38km zu bleiben. Leichter Nieselregen begleitete uns auf den ersten Kilometern. Dieser wurde aber mehr und mehr durch die Sonne abgelöst. Herrlich, wie sie durch die Bäume schien. Der Nebel verzog sich und ich genoss jede Minute in diesem tollen Terrain auf diesen tollen Trails. Nicht alles waren ausgeschilderte Wanderwege, auch der ein oder andere Singletrail war dabei. Die Downhills waren sooo genial, da ließ ich es laufen. Es konnte dann schon einmal passieren, dass ich die Mountainbiker einholte – bergab – upsi. Am Ende des Trails wartete ich auf meine Crew. Diese genialen Singletrails waren so toll und mit Liebe ausgesucht, dass es Gänsehautfeeling brachte.

Vom Nusshardt ging es über den Schneeberg, den höchsten Berg des Fichtelgebirges (früher war dies Sperrbezirk des Militärs, heute ist der Fernmeldeturm ein Mahnmal an den Kalten Krieg). Dieser war natürlich noch im vollen Nebel.

Über den Rudolphstein, wo wir auf eine Gruppe Jugendlicher mit Lamas trafen, die Tiere haben noch ungläubiger geguckt als ihre Menschen, eine weitere BOX mit Riegeln beim Wanderparkplatz, ging es weiter zur Egerquelle, wo der Verpflegungspunkt auf mich wartete. Hier gab es schlichtweg ALLES. Warmen Tee, Kaffee, Brühe, Riegel, Salzgebäck, Schokolade, Käse, Gels. Ich stärkte mich für die letzten knapp 20km.

Es ging zum Pestilenzgartenn, der so versteckt im Wald lag, dass man ihn fast nicht erkennen konnte. Es erinnerte mich an Herr der Ringe. Eingebettet in sattem Moos lagen überall große Findlinge herum, ein großes Holzkreuz stand dort und zu guter Letzt schien die Sonne durch die Bäume und erleuchte alles mit ihren Strahlen. Magic moments in Vollendung würde ich sagen. Geflasht von dieser tollen Örtlichkeit ging es weiter Richtung Saalequelle. Mehr oder weniger sicher auf einem tollen, mit lauter Herbstwaldblättern bedeckten Weg ging es aufwärts auf der Loipe, wo wir am höchsten Punkt dann Gott sei Dank wieder auf unserem eigentlichen Weg waren. Kurz vor Ende gab es nochmal eine BOX mit Zielgerade Schnapserl und wir erreichten das Ende der zweiten Etappe nach 37,8km und 1100 Höhenmetern in Zell. Kurzer Zwischenkaffeeklatsch mit leckerem Apfelstrudel. Danach Dusche und Abendessen, welches auch wieder ein geniales 3 Gänge Menü war. Die Schnapskarte und die Biersorten wurden ausgiebig getestet. Der Abend wäre sicherlich noch viel viel länger geworden, wenn es keine dritte Laufetappe gegeben hätte.

Bei sonnigem Wetter hieß es, auf zur dritten und leider letzten Etappe. Dieser führte uns wieder rauf zur Saalequelle, bevor es weiter Richtung Waldstein ging. Das Logo des Rabaukentrails ist die sogenannte „Schüssel“. Dieser Aussichtspunkt musste heute erklommen werden. Gefühlt 100te von Treppen ging es den Felssteig steil nach oben auf die Plattform. Im Pavillon wartete die BOX mit einem Schokoriegel für die letzte Etappe auf alle. Die Sicht war herrlich. Teilweise zog der Nebel seine letzten Stränge durch das Tal. Die Sonne lachte fast genauso schön wie die Läufer. Es wurden Fotos gemacht und jeder genoss diese tolle Aussicht. Schade, dass das heute der letzte Tag war. Bei so einem Wetter wäre ich nochmal drei Tagesetappen gelaufen. Es ging weiter bergab, erst auf Schotterwegen, dann immer mehr auf schnuckeligen Trails. Plötzlich standen wir an einem See im Wald. Zack waren 3 Leute schon darin zum Abkühlen. Die letzten km verliefen wie im Fluge. Das Grinsen in meinem Gesicht wurde immer größer und das Ziel war auch nicht mehr so weit entfernt. Schade eigentlich. Nach 18km und 580 Höhenmetern erreichte ich Hallerstein, wo wir vor drei Tagen in den Bus gestiegen sind.

Ein letztes gemeinsames Essen in der Gaststätte, die letzten tollen Gespräche und Anekdoten wurden ausgetauscht. Es wurde viel gelacht, Bilder verschickt und Handynummern ausgetauscht. Keiner wollte der erste sein, der sich auf die Heimreise machen wollte.

Ein tolles und unvergessliches Wochenende liegt nun hinter mir. Ich zehre immer noch an den tollen Trails, die wirklich mit Liebe und Bedacht ausgesucht wurden. Die drei Strecken waren super. Die Übernachtungen in den Gasthöfen klasse und das Essen und die Geselligkeit unbezahlbar. Ich könnte mich nicht erinnern, wann ich jemals auf solch einer fränkisch-traditionellen und tollen Veranstaltung gewesen bin. Auch die Betreuung auf der Strecke war bombastisch. Per GPS konnte jeder Läufer getrackt werden. Manchmal wurde, wer abgeholt und nach 5km wieder auf der Strecke abgesetzt, oder angerufen, dass die gelaufene Strecke absolut nicht der Originalroute entspräche und man zu weit vom Weg abgekommen sei. Alles kein Problem.

Die Verpflegung auf der Strecke war super, auch die Idee mit der BOX war klasse. Jeder wusste zwar ungefähr was darin sein wird, aber gefreut hatten wir uns alle, wie kleine Kinder, weil es irgendwie auch wie eine Schatzsuche bzw. eben wie eine Schnitzeljagd war.

Lieber Andreas und liebe Barbara, ihr habt mir und ich denke auch allen anderen wirklich ein super tolles Wochenende bereitet. Behaltet Euer Konzept bei, denn dies ist wirklich einmalig und eben weil es nicht wie alles Andere ist auch einzigartig. Auch die kleine Gruppengröße passte super.

Ich freue mich auf meine Wiederholung und hoffe, dass ich auch bei der Premiere durch meine Heimat, den Frankenwald, dabei sein kann.

Veranstaltung definitiv zum Weiterempfehlen!

Quellenangaben und Querverweise:
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