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"Ich hatte wirklich keinen Grund mich zu stressen", sagt Adrian Niski über sein WM-Rennen in Innsbruck-Stubai. Mit diesem Mindset lief er auf einen starken Rang 34.

Wenn du das vergangene Wochenende mit einem Wort beschreiben müsstest, welches würdest du wählen? 

Puh – da muss ich echt überlegen. Es ist schwierig, die WM in einem Wort zu beschreiben. Wenn ich sage, „es war brutal hart“, dann wird nur eine Seite abgebildet. Ich würde sagen: Es war von allem etwas dabei.

Welche Erwartungen hattest du an die Weltmeisterschaften?

Was mich persönlich angeht: Ich wollte meine Leistung abrufen. Bei einer hohen Erwartungshaltung ist es immer schwierig, bei so einer schweren Strecke sein Potential voll auszuschöpfen. Innsbruck ist meine Wahlheimat, dass hier die WM stattgefunden hat, war ein riesen Bonus. An die WM selbst hatte ich keine Erwartungen, ich wusste, die Strecke ist gigantisch und wird brutal hart. 

Du wusstest also, was dich auf den 85 Kilometern erwartet? 

Ich habe die Strecke als Puzzleteile gekannt. Bis kurz vor der WM habe ich mir die letzten 17 Kilometer von Kranebitten bis zur Höttinger Alm, über die Umbrüggler Alm, Hungerburg runter nach Innsbruck angeschaut. Den Rest kannte ich schon, da habe ich mir keinen großen Kopf gemacht. Ich wusste, dass die ersten 40 Kilometer bis hoch zum Hoadl die anspruchsvollsten sind. 

Wie bist du also an das Rennen rangegangen? 

Wenn ich locker an die Sache rangehe, funktioniere ich am besten. Ich hatte wirklich keinen Grund mich zu stressen. Ich wusste, ich komme nicht in die Top 3 – das ist gut, wenn man in solch einem starken Feld startet. 

Wie war letztendlich der Trail als ganzes Puzzle?

Mein wichtigstes Ziel war es, am Hoadl oben frisch zu sein. Gegen Ende wurde es schon hart, es war super heiß, der Körper hat nach Flüssigkeit geschrien. Auch mit der Verpflegung war es schwerer, es ist bei der Hitze nicht mehr so geflutscht – das war echt das härteste Stück. 

Du warst Adidas Terrex Athlet und bist im letzten Jahr einen Schritt zurück gegangen, wolltest deinen eigenen Weg gehen. Auch, weil du meintest, dass der Trailrunning-Boom nicht nur mit positiven Entwicklungen einhergeht. War das ein Grund, warum du so entspannt starten konntest? 

Definitiv. Ich habe gar nicht mal weniger trainiert, ich bin es einfach anders angegangen. Ich hatte zwei Jahre lang einen Trainer. Wenn man gewissenhaft ist, hat das viel mit “Laufen müssen” zu tun – dadurch hat das Laufen ein Stück weit den Stellenwert in meinem Leben verloren. Ich höre jetzt mehr auf meinen Körper und habe das Rennen mehr als Spaß gesehen. 

Wenn man einen Sponsor hat, dann ist der quasi wie ein Arbeitgeber, du bekommst finanzielle Unterstützung, die Ausrüstung – natürlich gibt es da auch gewisse Erwartungen des Sponsors und natürlich von einem selber. Ich bin einfach nicht der Typ, der das machen  möchte, was andere von einem möchten. Ich liebe es, die Freiheit zu haben und sagen zu können: “Nein, ich möchte lieber etwas anderes machen”. Diesem Gefühl bin ich nachgegangen und die WM hat mir gezeigt, dass der Weg der richtige war. Ich bin los und habe es wirklich genossen. Es waren achteinhalb Stunden reiner Genuss – ohne Witz. Ich war immer im Moment. 

Du wohnst in Innsbruck, kennst viele Leute – Wie war das für dich, von ihnen angefeuert zu werden? 

Man kennt immer wieder Leute bei Rennen, aber das war wirklich eine andere Hausnummer, es war gigantisch. Ich dachte mir teilweise wirklich, ob die Leute nichts besseres zu tun haben, als mitten am Tag in der prallen Hitze am Hang zu stehen, um Kuhglocken zu läuten – das war unglaublich. Das hat mir einen richtigen Push gegeben. Ich hatte immer ein Lächeln auf dem Gesicht. 

Du hast sechs Jahre in Bamberg gelebt – auf welchen Strecken warst du da unterwegs?

Zu der Zeit habe ich noch recht aktiv Triathlon betrieben. Ich war damals viel auf Forstwegen unterwegs, im Frankenland ist es natürlich ein anderes Level, was Trailrunning angeht. (lacht). 2015 hatte ich mein erstes Rennen, 2016 habe ich so richtig angefangen. Ich bin auch viel mit Kimi Schreiber laufen gegangen, die damals auch in Bamberg gewohnt hat. 

Im April war ich beim Ultra Trail Fränkische Schweiz, das war richtig cool. Ich liebe die Fränkische Schweiz, das war ein Gefühl von Heimkommen. Generell bin ich ein großer Fan von kleineren Rennen, die von Vereinen und passionierten Läufern organisiert werden. Ein anderes Beispiel ist der Ultra Trail Lamer Winkel. Diese Veranstaltungen sind nicht so aufgeblasen und riesig wie der UTMB, da hockt man nach dem Rennen einfach noch gemütlich auf dem Marktplatz herum und unterhält sich. Das sind alles feine Leute, solche Rennen gehören unterstützt. Ich freue mich jetzt schon wieder auf das nächste Rennen gleich ums Eck. Man kann schließlich überall an seine Grenzen gehen, egal wo man läuft. 

Wie sieht die restliche Saison bei dir aus?

Ich organisiere mit meiner Frau ein Radrennen, die Alptraum Bike Challenge, die am Achensee startet. Da freue ich mich richtig drauf. Ansonsten weiß ich es ehrlich gesagt noch gar nicht. Ich würde gerne nochmal eine Mehrtages-Rucksacktour machen und mir ein Mountainbike kaufen. Ich habe in den letzten Jahren so viele Rennen gemacht und bin von A nach B gehetzt. Man wird ja auch älter, so blöd das klingt. Man muss sich auch immer hinterfragen, warum man das eigentlich macht, warum man dieses Rennen läuft. Und da habe ich für mich die passende Antwort gefunden.  Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe und muss nicht der Beste der Welt sein.



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