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Judith Wyder, Tove Alexandersson und Marc Lauenstein, drei Namen die in den letzten Jahren scheinbar aus dem Nichts im Trailrunning Zirkus aufgetaucht sind und plötzlich große Rennen gewannen. Alle kommen aus dem Orientierungslauf und waren bzw. sind dort seit Jahren sehr erfolgreich. Ist der Orientierungslauf also ein Sprungbrett zum Trailrunning und funktioniert das vielleicht auch in die umgekehrte Richtung? Und wie funktioniert diese spannende Sportart überhaupt?

Da ich mich nun seit gut zwei Jahren immer mal wieder an dieser Laufart probiere, kann ich vorwegnehmen, dass der Sprung vom Trailrunning zum Orientierungslauf ungleich schwerer ist als umgekehrt. Natürlich bringt man als Trailrunner gewisse Grundvoraussetzungen mit. Hierzu zählt sicherlich die Fitness, die Fähigkeit, in schwierigem Geläuf zurecht zu kommen und besonders die Ausdauer, da man in der Regel ja an lange Belastungen gewöhnt ist. Damit tut sicher aber gleichzeitig ein Problem auf: Die Laufstrecke zu finden ist ungleich schwieriger. Der Umgang mit Karte und Kompass, sowie deren Handhabung bei vollem Lauf geht anfangs bzw. selbst nach zwei Jahren regelmäßig schief. Ganz zu schweigen vom detaillierten Blick ins Gelände, der sich erst mit viel Erfahrung einzustellen vermag. Man hat also prinzipiell immer das Problem, dass man schneller laufen als orientieren kann.

Die Basics zu erlernen ist also eine größere Herausforderung, macht aber trotzdem unheimlich Spaß, denn jeder gefundene Posten ist dabei ein kleines Erfolgserlebnis. Die Karten haben in aller Regel den Maßstab 1:10.000, was bedeutet das 1 cm auf der Karte 100 m im Gelände entsprechen. Dazu sind die Karten in besondere Farben getaucht, anhand derer sich freie Flächen, zum Laufen verbotene Flächen, sowie die Dichte des Bewuchses ableiten lassen. Zusätzlich finden sich Wege, Hochstände, Bäume und viele weitere markante Objekte verzeichnet. Ebenso ist das Höhenprofil abgebildet, was je nach Landschaft mal mehr und mal weniger hilfreich ist. Wichtig ist dabei die Äquidistanz, welche angibt ob eine Höhenlinie z. B. 2,5 oder 5 m ausmacht. Insgesamt ist die ganze Symbolik sehr komplex, sodass es sich anfangs empfiehlt mit ein paar einfachen Dingen anzufangen und nicht gleich alles auf einmal erfassen zu wollen.

Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass man über Wege und markante Absprungpunkte von diesen schon ziemlich viel findet. Den Kompass braucht man dabei in Deutschland, zumindest da wo ich bis jetzt unterwegs war, eher selten. Aber auch hier will der Umgang gelernt sein. Wichtig ist, dass man die Karte immer sauber einnordet, da man sonst schnell mal in die komplett falsche Richtung läuft und dann sprichwörtlich im Wald steht. In dem Fall verliert man im schlimmsten Fall nicht nur unglaublich viel Zeit, sondern muss den Lauf unter Umständen sogar ganz abbrechen und sich irgendwie den Weg zurück suchen. Hier hilft für Anfänger sicher eine Uhr mit Trackback Funktion, die als Back-up absolut Sinn macht.

Soviel erstmal zu den wichtigsten Hilfsmitteln, aber wie sehen nun eigentlich die typischen Wettkämpfe aus?

Klassischer Weise wird in Sprint, Mittel- und Langdistanz unterschieden. Die idealen Wettkampfzeiten liegen dabei zwischen 15 und 90 Minuten. Für Anfänger wie mich auch mal gern doppelt so lange. Gestartet wird immer einzeln, sodass ein Nachlaufen zumindest theoretisch ausgeschlossen ist. Die Karte erhält man direkt vor dem Startschuss. Ein Einlesen und Ausarbeiten der Route im Vorfeld ist somit ausgeschlossen. Bei größeren internationalen Wettkämpfen ist sogar das Betreten des Wettkampfgeländes bis zu 2 Jahre im Voraus verboten.

Auf der Karte sind dann die Posten, die man der Reihe nach anlaufe muss, in Luftlinie verbunden. Dabei gibt es meistens mehrere Möglichkeiten, über die man sich in kürzester Zeit klar werden muss, um unmittelbar eine Entscheidung treffen zu können. Idealerweise plant man dabei möglichst weit voraus. Ein Punkt an dem ich noch lange nicht angekommen bin. Da vor allem die Profis ein derart geschultes Auge für die Routenfindung haben, wirkt es mitunter so, als ob diese einfach nach Track durch den Wald laufen. An jedem Posten befinden sich sogenannte SI-Station, an denen jeder Läufer mit seinem SI-Chip stempeln muss. Dieser SI-Chip wird am Ende ausgelesen, wodurch die vollständige Route verifiziert wird und gleichzeitig die Zeiten ausgelesen werden. Wer einen Posten auslässt oder die Reihenfolge nicht einhält, kommt am Ende nicht in die Wertung.

Die Wertung bei den Wettkämpfen ist nach Altersklassen unterteilt. Jede Altersklasse läuft eine eigene Strecke, wobei Schwierigkeit und länge entsprechend angepasst sind. Man kann je nach Können jedoch auch in anderen Altersklassen starten. Das bietet sich beispielsweise an, wenn einem die eigentliche Strecke zu kurz ist.

Was bleibt also am Ende als Fazit?

Die Sache ist sicher für viele einen Versuch wert und macht viel Spaß, birgt aber auch ein paar herausfordernde Momente. Das man von jetzt auf gleich direkt in der Spitze mitläuft, wenn man vom Trailrunning kommt, ist aber nahezu ausgeschlossen. Insbesondere die hohen mentalen Anforderungen sorgen bei dieser Art zu laufen dafür, dass man währenddessen 100% bei der Sache ist, da gar kein Platz für andere Sachen im Kopf bleibt. Insofern ist man noch ein wenig mehr im Moment gefangen, als beim Trailrunning.

Zu meinem ersten Training im Sommer 2020 kam ich übrigens in sehr kurzer Laufhose und wunderte mich noch warum alle anderen lange Hosen und zum Teil Schienbeinschoner trugen. Kurze Zeit später stand ich in mitten von Brombeeren und Brennnesseln und kannte die Antwort. Daher als letzter Tipp: Augen auf bei der Kleiderwahl!

Quellenangaben und Querverweise:

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