Das Spine Race
430km, ca. 12000HM, und dass alles im Januar. Das Spine Race gehört zu den ganz speziellen „Läufen“ im Laufkalender, der gar nicht richtig als Lauf bezeichnet werden kann. Die ca. 8kg Gepäck die man am Rücken hat, das unwegsame Gelände und das Wetter in England versuchen eigentlich alles damit dir das Laufen schwerfällt 😀
Die Coros Vertix 2 sollte hier wirklich mal zeigen, was sie kann. Der Hersteller gibt an, dass die Uhr im „Standard GPS-Modus“ rund 140h aushält. Da mir die Herzfrequenz bei solch langen Sachen nicht so wichtig ist, habe ich die HF-Messung abgeschaltet im Trainingsmodus. Also, dann mal aufladen und schauen, wie lange sie hält.
Die Navigation
Für die Navigation habe ich mir Kostenfrei die Topo-Map für Europa von Coros runtergeladen und auf die Uhr geladen. Die Topo-Karten sind eine detaillierte Aufzeichnung einer Landfläche, die geografische Positionen und Höhen sowohl für natürliche als auch für vom Menschen geschaffene Merkmale enthält. Sie zeigen die Form des Landes, der Berge, Täler und Ebenen durch Höhenlinien (Linien gleicher Höhe über dem Meeresspiegel). Die Installation ist auf der Coros Seite sehr gut beschrieben und muss dann nur noch auf der Uhr ausgewählt werden.
Hierfür hält man den Funktionsbutton kurz gedrückt und man gelangt ins Funktionsmenü. Hier wählt man den Unterpunkt Karteneinstellung aus und ändert den Kartentyp auf Topografische Karten.
Zusätzlich sollte man die GPX-Dateien des Rennens auf die Uhr laden. In diesem Fall habe ich mir jeweils die GPX-Dateien zu den einzelnen Checkpoints auf die Uhr geladen. So waren zum Schluss sieben GPX-Dateien auf der Uhr, welche ich zu der jeweiligen Zeit ausgewählt habe.
Die Verwendung des 1,4-Zoll-Touchscreen-Displays mit 280 x 280 Pixeln ist für die Navigation echt großartig und die Navigation war auch gut nachts zusehen. Das war mir vor allem wichtig, da man beim Spine Race einfach viel in der Nacht läuft.
Das Rennen
Sonntag früh, 15.01.2023, um 8 Uhr ging es also los. Die Uhr ist vollgeladen, HF-Sensor ist aus, die Navigation ist für die ersten 70km gestartet und soll hoffentlich beim Standardmodus bis km 430 ohne aufladen aushalten.
Der Start war zäh. Schneeregen, Regen, Wind und Kälte sollten uns auf die ersten 70km begleiten. Für die Uhr jetzt schon mehr als gemütliche Umgebungstemperaturen. Selbst hatte ich schon überlegt, mhhh ich bin echt gespannt wie die Uhr bei dauerhaften Minusgraden und voller Navigation das durchhalten soll. Angekommen im Checkpoint 1 hatte ich mich kurz für 1h30 ins Bett gelegt. Hierfür stoppe ich die Aktivität meistens und setz sie später fort. Dies hat zwei Vorteile. Man spart ein bisschen Akku und man bekommt keine Geister-kilometer dazu 😀
Der Weg zum Checkpoint zwei, am zweiten Tag sollte den Lauf schon leicht verändern. Für die ganze Woche werden Minusgrade bis -15°C angesagt, aber dafür Sonne satt. Mit der Sonne im Rücken, konnten wir den Tag gut ausnutzen und haben den Anstieg zum Pen-y-Ghent in der Dämmerung erreicht. Der Punkt sollte weiterhin bedeuten, dass wir den Checkpoint 2 bei km 170 noch vor Mitternacht erreichen sollten. Hier habe ich das erste Mal auf die Batterie geschaut. Noch 70% Akkulaufzeit für die restlichen 270km. Da war ich schon ein bisschen baff, weil wir jetzt 2 Tage in Kälte und voller Navigation unterwegs waren. Saustark!!! Jetzt ins Bett.
Tag drei ist der Tag der Moore. Früh raus aus Hawes geht es in Richtung Great Shunner Fell. Mit der Sonne im Rücken geht es also über das erste Moor. Durch die minusgrade ist das Moor deutlich leichter zu Durchqueren und wir kommen zügig voran. Nächstes Ziel ist Tan Hill, der höchstgelegenste Pub in England. Eine kurze Pause von 30min sollte langen und wir machten uns gleich weiter auf in Richtung Middelton.
CP3 liegt also hinter uns und wir haben die vollen 8h Aufenthalt ausgenutzt, denn ich wusste heut wird’s knackig. Cauldron Snout, High Cup Nick und Cross Fell hieß es zu überwinden. Im Morgengrauen machten wir uns auf und konnten unsere Grundgeschwindigkeit von 5km/h gut halten. So haben wir es bis zur Dämmerung aufs Cross Fell geschafft. Kurzer Boxenstopp bei John in Greg´s Hut auf ein paar Chilinudeln gehört genauso dazu wie der obligatorische Einmarsch beim Bäcker. Es wird mitgenommen was geht, um an Essen zu kommen. Der Downhill nach Alston war dann nur noch der krönende Abschluss eines guten Tages. CP4 haben wir erreicht und der Akku ist bei 40%. Grandios!!!!
CP4 haben wir in leichter Dunkelheit verlassen, konnten aber kurz darauf wieder einen tollen Sonnenaufgang bewundern. Für mich selbst ist der Weg von CP4 zu CP5 echt anstrengend. Entlang des Hadrians Wall, welcher selbst eine Länge von 117km misst, zieht sich der Lauf echt. Walltown Country Park dann „die Toilette“ der Toiletten, wo man sich mal kurz eine von seinen Dryfoods machen kann. Gibt es auf der Tour so gut wie keine anderen Möglichkeiten Essen zu bekommen. Dann erreichen wir auch gut laufbar den letzten Checkpoint 5. Da wir gut in der Zeit waren, haben wir für uns entschieden hier nochmal ordentlich zu schlafen. Die Cheviots mit Müdigkeit zu überwinden hat manchen Läufer kurz vor dem Ziel in Problematik gebracht. Davor hatte ich Carsten auch gewarnt und so machten wir nochmal 7h Pause. Der Akku ist bei 27% nach 110h Dauernavigation.
Da ist er also, der letzte Tag. Von CP5 geht es über ein Moor und durch ein Waldstück nach Byrness. In Byrness wird man nochmal ganz herzlich mit einer super Küche begrüßt. Das essen ist so lecker, da kann man auch mal Nachschlag fordern 😀
Jetzt aber los, soviel Zeit wie möglichst im hellen auf den Cheviots verbringen. Der Berg zeigt sich dieses Jahr von seiner besten Seite. Kaum Wind, sonne satt und schöne Minusgrade. Hut 1 haben wir gut und schnell erreicht. Nur ein kurzer Stopp um was zu essen und dann sollte es auch gleich weiter gehen. Ziel sollte Hut 2 in der Dämmerung sein. So hätten wir ein Freitagabend Finish sicher. Ich muss aber den Anstieg zu Hut 2 irgendwie verdrängt haben. Die 6km „Anstieg“, rund 200HM mussten überwunden werden zogen sich einfach so stark, dass wir hier fast 2h gebraucht haben.
Hut 2 erreicht, sollte es aber von hier nur noch 7km im gut „laufbaren“ Downhill ins Ziel gehen. So konnten wir nach 134h am Freitag kurz nach halb 10 ins Ziel laufen. Ein grandioses Gefühl und die Coros hat es ohne Aufladen mit voller Navigation tatsächlich geschafft. Sie hatte zum Schluss noch 7% Akku. Ich bin überzeugt von dieser Uhr und ihrer Akkulaufzeit. Jetzt muss ich aber meinen eigenen Akku wieder füllen. Auch wenn wir gutes Wetter hatten, zerren 430km am Körper.