Der Trailfly Ultra G280 bildet das neue Langstrecken-Flagschiff der Trailschuhschmiede von Inov8. Und mit dem Slogan „The TRAILFLY ULTRA G 280 gives trail runners the ultimate in long-distance performance“ preisen die Briten den Schuh auch sehr selbstbewusst an.
Persönlich laufe ich mittlerweile seit 8 Jahren in verschiedenen Trailschuhen von Inov8. Als bekennender Freund der Marke, war ich sehr gespannt auf den Schuh.
Ein paar Infos zum Aufbau des Trailfly Ultra:
Der Schuh ist mit einer Graphene-Laufsohle ausgestattet, die eine besonders lange Haltbarkeit verspricht und laut Hersteller „the worlds touhest Grip“ verspricht (O-Ton). Die Erfindung dieses widerstandsfähigen Kohlenstoff-Materials hat vor einiger Zeit den Nobel-Preis für Physik abgeräumt. Die Sohle ist mit der sogenannten Adapter-Flex™ (8mm – Rille) ausgestattet, wodurch sich die Sohle und der gesamte Schuh sehr biegsam und flexibel zeigt.
Eine weitere Innovation im Aufbau der Sohle bietet der FLYSPEED-Dämpfungsschaum – versetzt mit Stickstoffgehalt, was den Komfort erhöhen und eine besonders gute Energierückgabe gewährleisten soll.
Die Nummer im Namen des Modells – also die 280 – steht für das Gewicht des Schuhs. 280 Gramm ist auf den ersten Blick sehr leicht für einen Langstreckenschuh.
Soviel zum Vorgeplänkel. Ich muss sagen, dass ich mich im Vorhinein kaum bis wenig mit solchen Bezeichnungen und Spezifikationen auseinandersetze, mit denen Hersteller ihre Schuhe bewerben. Entscheidend für einen guten Schuh ist immer noch das Laufgefühl, welches er auf den Trail bringt!
Erste Anprobe:
Das Obermaterial kommt aus leichtem, atmungsaktiven Strick-Obermaterial daher. Das Schnürsystem ist klassisch. Im Vorfußbereich ist der Schuh sehr komfortabel geschnitten und mit einer breiten Zehenbox ausgestattet, was ich persönlich sehr schätze. Gerade auf lange Distanzen! Der Schuh präsentiert sich in einer relativ schlichten Farbgestaltung. Ich finde diese sehr stimmig gewählt. Der Style ist jedoch wie immer Geschmacksache.
Laufeigenschaften:
Schon beim ersten Testlauf zeigt sich, dass der Schuh als Langstereckenschuh konzipiert ist. Passform und Dämpfung sind sehr komfortabel gewählt. Allerdings finde ich die Dämpfung nicht wirklich weich, wenn ich das mit vergleichbaren Langstreckenmodellen anderer Hersteller vergleiche. Das Verhältnis zischen Dämpfung und Abdruck macht an dieser Stelle einen guten Eindruck. Die breite Zehenbox empfinde ich als sehr angenehm, die Fuss- und Zehenmuskulatur kann hier in vollem Umfang arbeiten. Der Komfort als Langstreckenschuh geht etwas zu Lasten der Laufdynamik und der Trailfly Ultra vermittelt auf den Testläufen wenig Agilität.
Der Grip präsentiert sich sehr zufriedenstellend und mit guten Allroundfähigkeiten. Ich bin den Schuh auf vielen Untergründen und Einsatzgebieten gelaufen. Auf trockenen Flowtrails, im Schnee und auch auf dem Feldberg im Taunus – hier auf nassen, verblockten Trails. Die Sohle konnte fast überall mit ordentlich Grip glänzen. In steilen Gehpassagen hatte ich sogar im Schnee einen kraftvollen Abdruck. Und auch in matschige und steile MTB-Downhills konnte ich mit dem Trailfly Ultra mit Speed reingehen, ohne das die Sohle abschmierte. An seine Grenzen kommt der Grip auf nassem Fels, wie eigentlich bei allen Allroundmodellen. Auf Asphalt/ Schotter und einfachen Waldwegen rollt der Trailfly gemütlich daher. Die Sohle schluckt Spitze Steine und und Unebenheiten sehr gut und verzeiht damit kleine Fehltritte großzügig.
Auch wenn der Trailfy Ultra einige gute Attribute auf den Trail bringt, werde ich nicht so richtig warm mit dem Modell. Ich kann es schwer beschreiben, aber der Schuh vermittelt irgendwie nicht die Homogenität und Lauffreude, die ich mir als langjähriger Fan der Marke Inov8 gewünscht habe. Die 8mm-Sprengung liefert zwar im Uphill einen guten Support und entlastet die Wade, ich bevorzuge aber eher Modelle Richtung 0-4mm, welche ein natürlicheres Laufgefühl vermitteln. Auch mit der richtigen Schnürung und Passform im Fersen-/ Knöchelbereich komme ich nicht so ganz klar. Entweder ist der Schuh zu lasch oder zu einschneidend geschnürt. Ich möchte diese Problematik aber fairerweise nicht dem Trailfly Ultra alleine „in die Schuhe schieben“, da ich eine eigenwillige Fußform habe und sich das Problem manchmal auch bei anderen Herstellern ergibt. Trotzdem komme ich – auch trotz dieses Umstands – bei anderen Inov8-Modellen viel besser mit der Schnürung zurecht.
Letztendlich müsste der Schuh natürlich auch auf einem Ultratrail getestet werden. Manche Langstreckenschuhe spielen ihre entschiedenen Komponenten auch erst aus, wenn man entsprechend lange damit unterwegs ist. Ich bin den Schuh lediglich max. 4 Stunden gelaufen und eigentlich ist er ja ein Ultraschuh. Mir fehlte aber irgendwie das Vertrauen, auf den Schuh bei meinem einzigen Ultratrail zum Jahresende zu setzen.
Wie es sich mit der Haltbarkeit des Trailfly-Ultra verhält, kann an dieser Stelle noch nicht verlässlich gesagt werden, da ich den Schuh bisher nur auf 150km gelaufen bin. Allerdings sieht der Schuh noch wie neu aus und es ist kein Sohlenabrieb spürbar. Inov8-Schuhe stehen für eine lange Haltbarkeit und ich bin gespannt, ob sich der TrailfyUltra in diese Tradition einreichen wird. Einen sehr robusten Eindruck macht er jedenfalls…
Fazit:
Für mich wird der Trailfly Ultra ein Schuh bleiben, den ich auf gemütlichen und langen Trainingseinheiten schnüren werde. Hierfür bringt er sehr brauchbare Allroundfähigkeiten mit. Für einen Wettkampfschuh fehlt es mir einfach an Homogenität und Lauffreude.
Weitere Infos zum Schuh findet ihr auf der Herstellerseite.