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Sicherheit beim Trailrunning – Verantwortung, Vorbereitung und ein bisschen gesunder Menschenverstand

Ein Gastbeitrag von Marius – Coach von Finishline Emotions:

Als Trailrunning-Coach und Ultraläufer sehe ich es immer wieder: Wenn’s in die Berge geht, herrscht oft das Motto „Wird schon gutgehen“. Doch gerade dort, wo Abenteuer und Natur aufeinandertreffen, braucht es mehr als nur Laufschuhe und Motivation. Sicherheit ist kein Zeichen von Angst, sondern von Respekt – vor dem Gelände, dem Wetter, der Natur und letztlich auch vor uns selbst.

Ich vergleiche das Thema Sicherheit gerne mit dem Training selbst. Wer planlos läuft, riskiert Stagnation oder Verletzungen. Wer ohne Vorbereitung in die Berge geht, riskiert im schlimmsten Fall deutlich mehr. Dabei geht es gar nicht darum, sich in Angst zu trainieren oder mit zehn Kilo Ausrüstung auf den Gipfel zu rennen – sondern um Risikomanagement: bewusste Entscheidungen treffen, bevor es kritisch wird.

Ein gutes Beispiel ist das First Aid Kit. Das gehört in jede Trailweste wie das Trinken in die Flasche. Kein riesiger Sanitätsrucksack, sondern ein Set, das Sinn ergibt: sterile Kompressen, Tape, Rettungsdecke, Blasenpflaster, Schmerzmittel für den Notfall und ggf. ein kleines Messer. Es wiegt fast nichts, kann aber im entscheidenden Moment den Unterschied machen. Einfache Pflaster zum Beispiel bringen aus Erfahrung nicht wirklich viel, solange du keine Wunde davon trägst die Verbunden werden muss, kannst du eine kleinere Wunde auch an der Luft heilen lassen.

Gleiches gilt für die Kleidung. Die Berge haben ihre eigenen Regeln – und oft genug auch ihr eigenes Wetter. Ich habe schon Läufer erlebt, die in der Sonne losgelaufen und zwei Stunden später im Schneeregen eingehüllt waren. Also: vorher aufs Wetter schauen, Wechselklamotten in den Rucksack, leichte Regenjacke und gegebenenfalls Handschuhe einpacken. Es ist nicht übertrieben – es ist klug. Wer ein paar Gramm spart, aber im Unwetter friert, spart am falschen Ende. Eine Unterkühlung am Berg, vor allem wenn du Nass geschwitzt bist, ist kein witziges Versehen sondern ganz schnell eine Lebensgefahr. Es kann sich dann um Minuten handeln. Mein Tipp dabei ist die zusätzliche Kleidung in einen wasserdichten Sack zu umhüllen. So bleibt sie auch bei übermäßigem Schwitzen trocken, so wie du sie brauchst.

Ein weiterer Punkt, den ich immer wieder betone, ist das Thema Verhalten in der Natur. Trailrunning ist kein Freifahrtschein, überall hinzutreten, wo’s schön aussieht. Es ist unser aller Job, die Natur so zu verlassen, wie wir sie vorgefunden haben. Keine Gelpackungen am Wegesrand, kein Müll, kein egoistisches Verhalten. Überlege dir auch für dein Abfall-Management eine Strategie die funktioniert.
 
Und: Warnschilder mit „Lebensgefahr“ sind kein Deko-Element. Wenn dort steht, dass Forstarbeiten stattfinden, hat das einen Grund – dort laufen gefährdet nicht nur dich, sondern im schlimmsten Fall auch andere, die dich retten müssen. Ich selbst habe das mal erlebt: Trainingslauf am Berg, leider kein Zeichen für Forstarbeiten vorhanden und Musik auf dem Ohr. Ich habe ein komisches Ratschen vernommen und schon habe ich über mir ein Drahtseil entdeckt. KEHRTWENDE sofort! Das hätte auch ganz anders ausgehen können. So kann auch ein offenes Auge, Aufmerksamkeit und die Ohren frei zu halten eine Art Prävention Maßnahme für deine Sicherheit am Berg sein. 
 
Ein heikles, aber wichtiges Thema: Tiere am Berg. Kühe sind keine Fotomotive mit Hörnern, sondern Muttertiere, die ihre Kälber schützen. Und das tun sie im Zweifel mit Nachdruck. Wer mit Hund unterwegs ist, sollte das ernst nehmen: Distanz halten, Tiere nicht bedrängen, und wenn nötig, weiträumig umgehen. Die Natur ist kein Freizeitpark – wir sind Gäste.
 
Ein Punkt, der selten erwähnt wird, aber unglaublich wichtig ist, betrifft das Notfallmanagement. Ich sage es meinen Athleten immer so: Wenn du in die Berge gehst, sag jemandem Bescheid, wo du hinwillst. Eine kurze Nachricht an Familie oder Freunde kann im Ernstfall entscheidend sein. Noch besser: nutze Live-Tracking über deine Uhr oder App oder gebe den GPS Track jemandem weiter mit der der kurzen Info wann und in welche Richtung du startest. Und wer regelmäßig in alpinem Gelände unterwegs ist, sollte eine Bergungsversicherung haben. Mitgliedschaften im Alpenverein oder ähnlichen Organisationen decken im Ernstfall die oft horrenden Kosten einer Hubschrauberbergung.
 
Natürlich ist auch die Orientierung ein zentraler Punkt. Digitale Karten sind großartig, aber kein Garant. Ein leerer Akku oder fehlender Empfang können reichen, um die Orientierung zu verlieren. Deshalb immer: Route vorher studieren, Karte offline speichern und wissen, wo man im Notfall absteigen kann. Ein Stück Papier mit der geplanten Strecke im Rucksack ist kein „Boomer-Navi“ – es ist ein Backup.
Ich möchte das Thema aber nicht dramatisieren. Die Berge sind kein Minenfeld, sondern ein Ort der Freiheit. Wer sich vorbereitet, kann sie in vollen Zügen genießen. Sicherheit heißt nicht, dass man Angst hat – es heißt, dass man Verantwortung übernimmt. So wie im Training: Wer seine Grenzen kennt, kann sie gezielt verschieben.
 
Letztlich ist Trailrunning wie das Leben: Manchmal stürmt es, manchmal scheint die Sonne, und manchmal steht man einfach nur da und staunt. Wer aber Respekt, Achtsamkeit und Vorbereitung mitbringt, kann genau das tun – staunen, laufen, genießen. Und kommt am Ende des Tages sicher wieder runter.
 
Checkliste zum Nachdenken:
  • First Aid Kit mitnehmen – klein, aber sinnvoll.
  • Kleidung dem Wetter anpassen, auf Wetterumschwung achten.
  • Müll wieder mitnehmen – immer.
  • Warnschilder ernst nehmen, keine Forstgebiete oder Tierzonen betreten.
  • Tiere respektieren, Abstand halten – besonders mit Hund.
  • Route vorher planen, Tracking aktivieren, jemandem Bescheid geben.
  • Bergungsversicherung prüfen – Sicherheit kostet wenig, Unfälle viel.
 
Sicherheit ist kein Zusatzthema im Trailrunning – sie ist Teil der Philosophie. Wer sie verinnerlicht, läuft nicht nur besser, sondern mit ruhigerem Kopf. Und das ist am Ende das, was uns alle antreibt: frei zu laufen, aber mit Verantwortung.
 
Coach Marius
Finishline Emotions

 

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