Bericht von unserer Trailcompany-Läuferin Paulina Zäck über ihren OTT80.
Am 26. Juli 2025 sollte der Startschuss für ein echtes Highlight der Trailrunning-Saison fallen: Der Osttiroltrail (OTT80), Teil des Großglockner Ultratrail-Wochenendes im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern. 84 technische, alpine Kilometer, 5.000 Höhenmeter – ein Rennen, das alles verspricht, was das Trailherz höherschlagen lässt. Doch das Wetter hatte andere Pläne. Aufgrund von Dauerregen, Nebel und Temperaturen um die 2°C am Glocknerhaus war nach 25 Kilometern in Kals Schluss – der Lauf musste aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Und trotzdem: Was ich bis dahin erleben durfte, war ein intensives, eindrucksvolles Abenteuer.
Vor dem Start
Start war um 5 Uhr früh am Enzingerboden. Ich war mit dem Auto angereist, also kein Shuttle aus Kaprun, ein bisschen länger schlafen – 3:30 Uhr aufstehen reicht ja auch. Ich fühlte mich erstaunlich wach und bereit. Zwar regnete es beinahe von Anfang an, aber trotzdem war die Stimmung unter den 142 Teilnehmenden positiv und gespannt. Und auch die Organisation war super: Keine Hektik, keine Wartezeiten, und schon wurde der finale Countdown gestartet. Ein letztes „Ihr seids verrückt, oba geil!“ vom Veranstalter, ebenso wie der angemessene Hinweis „Race smart, ladies and gentlemen, and pay attention. Race smart and race safe“ und schon waren wir auf der Strecke.
Auf der Strecke
Und die ging direkt ordentlich los. 1000 Höhenmeter hoch zur Rudolfshütte. Technisch, steinig, nass – aber auch wahnsinnig schön. Diese karge Hochgebirgslandschaft hat was, auch (oder gerade) im Nebel. An der Hütte ein kurzer Pitstop, dann weiter zum Kalser Tauern. Auch dieser Anstieg war fordernd, aber ich konnte das Tempo halten und war mit mir zufrieden. Oben: Nebel, Regen, Kälte und das erste Mal die wirkliche Erkenntnis: das wird heute unter diesen Bedingungen ein hartes und fieses Rennen. Doch sogleich folgte der Einstieg in den ca. 16 km langen Downhill nach Kals.
Und dieser Downhill – wow. Erst noch verblockt, viele große Felsbrocken, rutschiger, schmaler Trail. Aber ich kam richtig in den Flow. Dann wurde es laufbarer, streckenweise durch den Wald – und matschig bis zum Anschlag. Alle waren klitschnass bis auf die Knochen, aber ich hatte einfach Spaß. Irgendwann mussten wir plötzlich durch einen stockdunklen Tunnel. Kein Licht weit und breit. Ein Läufer ist einer anderen Läuferin reingelaufen, weil man einfach nichts gesehen hat. Ich hatte zum Glück meine Stirnlampe dabei und hab den Weg für uns drei beleuchtet – Teamwork im Regen.
Kurz vor Kals machte dann die Nachricht vom Rennabbruch die Runde, welche kurz darauf offiziell bestätigt wurde. Und ja, dort angekommen hieß es: trockenlegen, aufwärmen, Suppe essen, realisieren. Klar gab es gemischte Gefühle. Manche waren enttäuscht, andere erleichtert. Ich war irgendwo dazwischen – traurig, dass es vorbei war, aber auch froh, dass ich die Entscheidung nicht selber treffen musste. Denn was nach Kals noch gekommen wäre, war lang, hoch, exponiert, technisch – Läufer vom GGUT110 kamen mit ersten Unterkühlungssymptomen an der Glorer Hütte an. Da war klar: Das ist keine Frage von Härte, sondern von Verantwortung. Ich finde, die Orga hat genau richtig entschieden – und das sicher nicht leichtfertig.
Fazit
Der OTT80 war kurz – aber intensiv, und das, was ich erleben durfte, war ein eindrucksvoller Einblick in die Schönheit und Härte alpiner Ultra-Trails. Ich hatte Spaß, war voll drin im Rennen, hab mich gut gefühlt und war bereit. Und trotzdem war es richtig, abzubrechen. Manchmal entscheidet eben der Berg – und das ist okay. Ich nehme eine neue Erfahrung mit, viel nasse Kleidung und die Erinnerung an einen langen, matschigen Downhill, der sich trotz allem richtig gut angefühlt hat. Danke OTT – und bis zum nächsten Mal, vielleicht dann bei Sonnenschein.
Pressemeldung zum 10. Grossglockner ULTRA-TRAIL
Kaprun, 26. Juli 2025 – Rund 15.000 Läuferinnen und Läufer wurden in den vergangenen zehn Jahren beim Grossglockner ULTRA-TRAIL powered by DYNAFIT sicher über die spektakulären Strecken der Hohen Tauern geführt. Sicherheit stand auch in diesem Jahr im Vordergrund: zum zehnten Jubiläum zeigte sich der GGUT nämlich von seiner wildesten Seite – und bewies einmal mehr, warum er als einer der härtesten Trails der Alpen gilt.
Am Freitag um 22 Uhr fiel der Startschuss zur 110-Kilometer-Runde – bei Regen und Kälte. Doch trotz entschärfter Strecke zwangen Sturmböen, Graupel und eisige Temperaturen die Rennleitung am Samstag zum Abbruch. Vor allem rund um die Glorerhütte wurden die Bedingungen unzumutbar. Für viele der rund 1.500 Teilnehmer:innen endete das Abenteuer mit Erschöpfung und Unterkühlung. Nur ein acht Läufer des GGUT schafften es bis ins Ziel – alle anderen mussten unterwegs sicherheitsbedingt aus dem Rennen genommen werden.
Nach 2016 und 2019 feierte „Mr. GGUT“ Florian Grasel den dritten Sieg in Kaprun, der Niederösterreicher überquerte ex aequo mit Mathias Deutschbauer nach 13:54:38,2 Stunden die Ziellinie. Einig waren sich beide, dass die Entscheidung der Rennleitung, die Konkurrenz abzubrechen, richtig war. Beide Top-Athleten hatten Stürze zu verzeichnen, die Entscheidung, gemeinsam zu laufen und zu finishen geschah auch im Sinne der Sicherheit, wie Deutschbauer betonte. „Mit Platz eins hier habe ich ein großes Ziel erreicht, vor zwei Jahren war ich noch Zweiter und wollte hier unbedingt reüssieren“, sagte der Oberösterreicher. „Es waren vielleicht die schwierigsten Verhältnisse, die ich am GGUT je erlebt habe“, fügte Grasel an.
Bereits am Freitag hatten Hans-Peter Innerhofer (AUT) und Mari Wetterhus (NOR) die 37 km-Konkurrenz gewonnen. Die Wettbewerbe über 57 km und 84 km wurden zwar gestartet, aber ohne Wertung abgebrochen.
Mit der diesjährigen Auflage geht die Zeit von Organisator Hubert Resch und seinem Team als Macher des Grossglockner ULTRA-TRAIL powered by DYNAFIT zu Ende. Es übernimmt Zell am See-Kaprun Tourismus, dessen Geschäftsführer Manuel Resch sagt: „Wir bedanken uns bei Hubert Resch und seinem Team für zehn Jahre Aufbauarbeit und Leidenschaft. Die erfolgreiche Übergabe des Grossglockner ULTRA-TRAIL an Zell am See-Kaprun markiert einen wegweisenden Schritt in die Zukunft. Der GGUT zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in dieser Veranstaltung steckt – wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern ein neues Kapitel für den GGUT aufzuschlagen!“
Die 11. Auflage des GGUT findet von 23. bis 26. Juli 2026 statt.
Quellenangaben und Querverweise:
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- Fotos und Text: Paulina Zäck
- Website Großglockner Ultra Trail





