Bericht von unserer Trailcompany-Läuferin Annabelle Bröstl:
Die Terra Raetica Trails sind ein fünftägiges Trailrunning-Abenteuer, das in der ersten Juliwoche im Dreiländereck Österreich–Italien–Schweiz stattfindet. Die Strecke führt durch fünf Regionen: Kaunertal, Tiroler Oberland, Engadin, Nauders und rund um den Reschensee. Pro Tag warten Etappen zwischen etwa 15 und 27 Kilometern Länge, gespickt mit Höhenmetern zwischen 1.100 und 1.700. Gestartet wird täglich um 9:30 Uhr, das Ziel muss bis spätestens 16:00 Uhr erreicht werden.
Organisiert wird das Event als Rundtour, bei der sowohl eine Gesamtwertung als auch Einzelstarts möglich sind. Wir sind zu den jeweiligen Starts mit dem Auto gefahren – letztes Jahr bin ich jedoch von Ried im Oberinntal jeweils morgens per Bus angereist, was mit etwas Planung problemlos möglich war. Das Event ist familiär organisiert und wurde von einigen Läufern als Vorbereitung für den anspruchsvolleren Transalpine Run genutzt.
Tag 1: Thomas Penz Höhenweg (16,9km, 1081hm)
Am ersten Tag ging es ins Kaunertal nach Feichten. Vor dem Start holten wir unsere Startnummern und einen gut gefüllten Starterbeutel ab – darin enthalten waren Elektrolytpulver, eine Stirnlampe, Gutscheine, z. B. für ein Schwimmbad oder Bogenschießen, sowie Hanfsamen fürs Müsli. Trotz der im Vergleich zum Vorjahr verdoppelten Starterzahl war die Teilnehmerzahl noch überschaubar, sodass es praktisch keine Wartezeiten gab. Alternativ konnte man die Startunterlagen auch bereits am Nachmittag des Vortags abholen.
Wie im vergangenen Jahr standen beim Start Schulkinder aus Feichten mit Fähnchen Spalier und jubelten uns beim Startschuss, den der Bürgermeister gab, zu. Das war sehr süß und sorgte für eine schöne Atmosphäre.
Der Trail schlängelte sich zunächst leicht steigend über etwas breitere Feld- und Wiesenwege, sodass sich das Starterfeld rasch auseinanderzog und es zu keinen Staus kam. Danach folgte der steilste Abschnitt. Da ich ohne Stöcke lief und es schon morgens sehr heiß war, war dieser Abschnitt ziemlich hart. Nach einer Verpflegungsstation mit Wasser, Cola, Iso, Bananen und Müsliriegeln ging es leicht ansteigend auf Feldwegen und Singletrails weiter. Die Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge im Kaunertal war atemberaubend. Dort oben am höchsten Punkt wurden auch Fotos gemacht, die – eine Besonderheit bei diesem Lauf – den Teilnehmern jeden Abend kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Nach dem sehr zähen Uphill folgte ein Traum von einem Downhill: steil, kurvig, aber sehr laufbar! Die Etappe endete mit zwei flachen Kilometern, bei denen ich meine Oberschenkel nach dem traumhaften, aber steilen Downhill schon spürte und mir kurz Gedanken machte, wie sie die kommenden Etappen wohl noch so mitmachen würden.
Im Ziel gab es Wasser, Iso, Cola und ein paar Knabbereien und – bei dem Wetter ein Genuss – einen Wasserschlauch, mit dem ich mich beim Zieleinlauf direkt einmal komplett abduschte.
Tag 2: Anton Renk Höhenweg (21,6km, 1477hm)
An Tag 2 stand eine etwas längere Etappe auf dem Programm. Aus Ried im Oberinntal starteten wir auf den Anton Renk Höhenweg, der mit einem großen Wasserfall eines der Highlights der Terra Raetica Trails ist. Start- und Endpunkt der Etappe waren am Badesee Ried, so dass man als Läufer noch nach dem Zieleinlauf noch kostenlos baden konnte.
Zunächst galt es jedoch, zwölf Kilometer Uphill mit insgesamt 1477 Höhenmetern zu bezwingen. Bei dieser Etappe starteten wir direkt in einen Singletrail, so dass es erst einmal zu Stau kam und die ersten Kilometer etwas langsamer waren. Nachdem man parallel zur Seilbahn einen steilen Abschnitt hinter sich gebracht hatte, wurde es etwas flacher, und man konnte auf breiteren Wegen stetig bergan traben und gegebenenfalls Läufer überholen.
Nach 3,2 Kilometern gab es die erste Verpflegungsstation, die bei der Hitze rege genutzt wurde. Es folgten weitere Kilometer bergauf auf Trails durch den Wald, der willkommenen Schatten spendete, bis es dann Richtung Anton-Renk Hütte, dem höchsten Punkt des Tages, auf Singletrails mit grandioser Aussicht ging.
Nach der Hütte folgte ein etwas technischerer Abschnitt zum Wasserfall, der jedoch viel Spaß machte und ebenfalls mit einer bombastischen Aussicht aufwarten konnte. Danach folgten ca. acht Kilometer Downhill, teils auf einem Forstweg, teils auf Trails, wo man ordentlich Zeit gutmachen (und/oder seine Oberschenkel zerstören) konnte. Erschöpft, aber glücklich, erreichten wir schließlich wieder den Badesee in Ried, wo die bewährte Zielverpflegung und ein gut gelaunter Moderator auf uns warteten.
Tag 3: Samnaun Trail (9,9km, 780hm)
Die Laufweste klebt, die Klamotten müffeln, die Beine sind müde – so startete der dritte Tag der Terra Raetica Trails. Wegen des angekündigten Gewitters wurde die mit ca. 16 Kilometern geplante Strecke, die uns in die Schweiz führte, verkürzt und der Start von 09:30 Uhr auf 09:00 Uhr vorverlegt. Pünktlich zum Start fielen die ersten Regentropfen, was der Stimmung jedoch keinen Dämpfer versetzte.
Ich war froh über die kürzere Etappe und wollte mich vor den beiden längeren Etappen an Tag 4 und Tag 5 schonen. Die Strecke führte zunächst langsam steigend bergauf, erst über einen Forstweg, und dann über einen Singletrail. Die Aussicht auf den 3300 Meter hohen Muttler war trotz des Regens und des wolkenverhangenen Himmels atemberaubend.
Diese Etappe war besonders schön, weil man sich die gesamte Zeit oberhalb der Baumgrenze bewegte. Danach folgte ein ebenso langer Abschnitt bergab, zunächst auf schmalen, durch den Regen etwas rutschigen Singletrails, dann zwei Kilometer über denselben Forstweg zurück nach Samnaun.
Im Ziel gab es als kleines Highlight warmen Punsch und sehr leckere Samnauner Nusstorte. Nach der Etappe gab es auch erst einmal einen ausgedehnten Mittagsschlaf – so langsam machte sich die tägliche Belastung bemerkbar.
Tag 4: Nauderer Höhenweg (26,5 km, 1608 hm)
Am vierten Tag stand die Königsetappe an. Aus Nauders ging es zunächst auf Forstwegen und kürzeren Singletrail-Abschnitten stetig bergauf, bis wir über Bergwiesen mit zahlreichen schönen Alpenblumen auf den steilen, normalerweise der Sonne ausgesetzten Anstieg zur Fluchtwand kamen. Kurz vor dem Sadererjoch wurde es noch einmal kurz etwas technisch und ausgesetzt.
Nach einem technischen und steilen Downhill, bei dem es den ein oder anderen Sturz gab, erreichten wir die zweite Verpflegungsstation des Tages, an der ich meine Wasservorräte auffüllte. Generell sind die Verpflegungsstationen dieser Etappe in guten Abständen, vor allem weil wir glücklicherweise bewölkten Himmel hatten. Wenn jedoch die Sonne vom Himmel brennt, so wie im Vorjahr, sollte man sich hier besonders Zeit lassen.
Danach folgte ein sehr langes, leicht hügeliges Teilstück, das zwar technisch nicht anspruchsvoll ist, sich aber zieht, wenn man nach dem langen Anstieg müde und erschöpft ist. Zwischendurch luden kleine Bäche zur Erfrischung ein.
Ab der letzten Verpflegungsstelle bei Kilometer 20 kommt dann der „tatsächliche Downhill“ bis nach Nauders, bei dem ich nochmals alle meine letzten Kräfte zusammennahm, um über den Feldweg hinab ins Tal zu fliegen. Im Ziel war die Stimmung wie immer super, und der Moderator kannte viele Läufer schon per Namen und wusste die ein oder andere Anekdote zu erzählen.
Tag 5: Reschensee Trail (18km, 1730 hm)
Am letzten Tag ging es an den Reschensee. Diese Etappe war zwar kürzer als die vorherige, dafür aber deutlich technisch anspruchsvoller. Vom Start an der Talstation einer Bergbahn, mit der wir nach dem Lauf kostenlos wieder ins Tal fahren durften, trabten und wanderten wir über einen Skihang und dann über Singletrails bis zur Bergstation. Dort wartete die erste Verpflegungsstation und die Aussicht auf einen fast flachen Streckenabschnitt, ein Höhenweg zur nächsten Alm mit grandiosen Ausblicken, auf uns. Die Müdigkeit der vergangenen Tage machte sich bereits bemerkbar, aber bei diesen Ausblicken habe ich, und die Läufer um mich herum, nochmal ordentlich Gas gegeben. Inzwischen haben wir uns auch schon gegenseitig angefeuert, und gemeinsam leidet es sich einfach besser.
Nach der zweiten Verpflegung begann der alpine Anstieg zur Elferspitze, der sehr steil war und für der auf den letzten paar Hundert Metern doch eine gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderte. Ich war beim Erreichen des Gipfelkreuzes so erschöpft und außer Atem, dass ich die Etappe einfach nur noch schnell zu Ende bringen wollte.
Der Downhill war anfangs technisch, wurde dann jedoch leichter und irgendwann hörte man auch schon die Zuschauer im Ziel. Nach 18 Kilometern erreichten wir schließlich das Ziel, wo uns ein kleiner Holzpokal in Form eines Berges überreicht wurde, den jeder Läufer erhielt. Der Pokal wurde von einer Auszubildenden eines Holzbetriebs in der Region entworfen und ist ein schönes Andenken an die anstrengenden, aber eindrucksreichen fünf Tage.
Gesamtfazit
Die Terra Raetica Trails sind ein sehr familiäres und liebevoll organisiertes Event, das sich hervorragend mit einem Familienurlaub verbinden lässt, da die Etappen im Vergleich zu anderen Etappenläufen noch relativ kurz sind. Meist bleibt am Nachmittag genügend Zeit, um sich zu erholen oder die schöne Umgebung zu erkunden.
Die Strecken sind größtenteils technisch gut machbar, bieten aber trotzdem eine tolle Möglichkeit, Anstiege mit vielen Höhenmetern und lange Downhills zu trainieren. Besonders in Erinnerung bleibt mir die fröhliche, herzliche Stimmung unter den Läuferinnen und Läufern, mit denen man fast eine Woche lang die Region erkundet, gemeinsam schwitzt, leidet und lacht.
Überhaupt wirkt das ganze Event einfach bodenständig und unaufgeregt: Statt großer Show und epischer Musikklassiker wie „Conquest of Paradise“ läuft hier beim Start „Smalltown Boy“ und andere Hits aus den 80ern. Genau das macht den Charme der Terra Raetica Trails aus – Trailrunning auf traumhaften Strecken, aber ohne großes Tamtam.
Quellenangaben und Querverweise:
- Fotos und Text: terra reatica trails und Annabelle Bröstl
- Mehr Infos zu den terra reatica trails
- Werde Teil der TrailCompany und starte kostenlos bei deinem Event!

















