Die Region Lam im Winkel im Bayerischen Wald dürfte wohl jedem Trailläufer und jeder Trailläuferin ein Begriff sein. Was als Klassentreffen der Trailrunningzene bekannt ist, lockt nicht nur Freizeitsportler an, sondern auch bekannte Athleten und Athletinnen wie z.B. Eva-Maria Sperger. Das ausverkaufte Event findet nur alle zwei Jahre statt und bietet drei verschiedene Strecken an. Die kürzeste Distanz ist der Rookie Trail mit 12km (580hm), der Osser-Riese mit 23km (200hm) ist für fortge schrittenere LäuferInnen und der König vom Bayerwald mit 54km (2700hm) bietet die längste Distanz.
Das kleine Event mit seinen ca. 1000 Startern ist bekannt für seine außergewöhnliche Stimmung und den technischen Anspruch abseits der Alpen.
Vor dem Start
Um 03:30 Uhr klingelte Zuhause mein Wecker. Die Anreise in den frühen Morgenstunden ließ mir genug Zeit mich mental auf den Tag vorzubereiten.
In der Woche vor dem Event erhielten alle StarterInnen eine E-Mail mit allen wichtigen Informationen zur Veranstaltung, der überschaubaren Pflichtausrüstung und einem ausführlichen Guide für Zuschauer.
Am Morgen lag das kleine Dorf Lam noch im Schlaf. Nur das Orga-Team war schon fleißig über den letzten Vorbereitungen. Am Panoramapark in der Nähe des Marktplatzes gab es noch wenige freie Parkplätze. Viele LäuferInnen nutzen den kostenfreien Parkplatz zum Campen. Weitere Parkplätze standen am Bauhof und dem Osser-Bad zur Verfügung, welches man nach dem Race zum Duschen nutzen konnte.
Meine Startnummer bekam ich am Morgen am Marktplatz, zusammen mit einem Teilnehmergeschenk (Bierglas oder Mütze). Neben einer öffentlichen Toilette boten die Gaststätten ebenfalls ihre Toiletten zur Nutzung an.
Die Expo inklusiver der Athletenvorstellung und dem Race-Briefing waren bereits am Freitag. Dort gab es vom Hauptsponsor Dynafit hochwertige Teilnehmergeschenke.
Eine Blaskapelle spielte zum Start in den Tag ein Standkonzert um 7 Uhr vor der Bühne.
Auf der Strecke
Um 8 Uhr begleitete die Blaskapelle in einem neutralisierten Start die TrailläuferInnen aus dem Startfeld. Bejubelt von den vielen Zuschauern stieg meine Vorfreude immer weiter an und ich kam ziemlich schnell in Race-Stimmung.
Zunächst ging es bergab aus Lam heraus und anschließend auf die Trails. Bis zur ersten Verpflegungsstelle bei Kilometer 8,5 war die Strecke noch gut laufbar. Die Verpflegungsstelle hörte man schon von weitem. Es standen sehr viele Zuschauer am Streckenrand und ich war überwältigt von den vielen Zurufen und Jubelschreien.
Hier sollte man sich gut verpflegen, um für die Etappe über den Goldsteig zum Großen Arber auf 1,456 müM gewappnet zu sein. Es folgten 15 Kilometer über acht Tausender Gipfel. Der bekannte Höhenzug machte seinen Namen alle Ehre. Es ging über sehr technische Trails tendenziell bergauf. Volle Konzentration und eine gute Trittsicherheit waren gefordert. Die verwurzelten, steinigen Trails waren immer wieder mit echten Kraxelpassagen durchzogen, die durch laute Zuschauerrufe gut zu schaffen waren. Belohnt wurde man zusätzlich mit dem ein oder anderem Gipfelkreuz und einer großartigen Aussicht. Auf dem Höhenzug war die Vormittagssonne deutlich spürbar. Schon hier war klar, dass es ein heißer Sommertag wird. Erfrischung gab es durch einen Trinkwasserbrunnen vor dem letzten Anstieg auf den Großen Arber. Oben angekommen sollten mehr als die Hälfte der Höhenmeter bereits geschafft sein.




Unterhalb des Gipfels gab es die zweite Verpflegungsstelle. Besonders stach die große Auswahl an Kuchen heraus. Darunter sogar eine vegane und glutenfreie Variante. Zusätzlich gab es noch genügend Auswahl an herzhaften Snacks wie z.B. Frischkäsebrote, verschiedenen Gelen sowie Obst und Gemüse. Hier sorgten ein Moderator und Musik für zusätzliche Stimmung.
Die ersten Meter des 700 Höhenmeter folgenden Downhills verliefen auf einer Forststraße – perfekt um die Beine etwas „ausrollen“ zu können. Am kleinen Arbersee vorbei verliefen die restlichen Kilometer bergab über Trails.
Nach dem langen Downhill folgte ein ebenso langer Anstieg. Zwischendurch gab es wieder die Möglichkeit an einer zusätzlichen Verpflegungsstelle Wasser aufzufüllen. Die nächsten 700 Höhenmeter bergauf verliefen abwechselnd über wurzelige Trails und Forstwege, wurden am Ende aber doch wieder sehr technisch. In der Hälfte des Anstiegs bekam man eine Stärkung durch die dritte Verpflegungsstelle.
Der folgende Downhill hatte es in sich. Es ging zunächst steil bergab, bis ich wieder auf eine Forststraße kam. Hier galt es zum letzten Mal die Beine auszulaufen, die hinter mir liegenden Strapazen wegzudenken und mich auf den letzten Anstieg vorzubereiten – den Großen Osser. Der genau an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Gipfel hat es in sich. Für die seilversicherten Kraxeleien am Ende sollte man sich noch einige Körner aufsparen.
Nach der letzten Verpflegungsstelle und dem „Holy Trail“ bergab bekam ich noch einmal das ultimative Trailrun-Erlebnis. Spätestens hier musste ich meine Hände nutzen, um die felsigen Abschnitte zu bewältigen. Der „Holy Trail“ ließ mich mehr als einmal beten, dass meine Beine die letzten Kilometer durchhalten.




Im Ziel
In den letzten Minuten des Rennens konnte ich immer wieder die Jubelrufe aus Lam hören. Die Vorfreude auf den Zieleinlauf wurde immer größer. Die Außenbereiche der Gaststätten am Markplatz waren voll besetzt und alle empfingen lautstark die ankommenden LäuferInnen.
Für das Finish gab es keine herkömmliche Medaille, sondern ein kleines Schnapsfläschchen an einer Kordel mit einem Schoko-Chili Likör aus der Region – perfekt zum Anstoßen auf den erfolgreichen Tag.
Die Zielverpflegung ließ keine Wünsche offen. Ich schnappte mir ein alkoholfreies Bier und setzte mich in den Schatten. Alle freuten sich schon auf die After-Show-Party am Abend mit einem Live Konzert.
Fazit
Zurecht kann man sich nach diesem Tag König bzw. Königin vom Bayerwald nennen. Der Goldsteig und die atemberaubende Aussicht über den Bayerischen Wald ließen mein Trailrunner-Herz höherschlagen.
Die Ultradistanz empfehle ich für alle, die Lust auf technische Trails haben, aber am besten schon etwas Erfahrung und gute Trittsicherheit mitbringen. Für die steilen Abschnitte nutzte ich meine Stöcke. Ich empfehle Schuhe zu wählen, die eine verstärkte Zehenkappe haben und gute Stabilität bieten.
Die Strecke war sehr gut ausgeschildert und die Anzahl der Verpflegungsstellen durch die zusätzlichen Wasserstellen und die HelferInnen, die immer für ausreichend Abkühlung sorgten, ausreichend.
Gewiss ist: Man muss nicht in die Alpen fahren, um technisch laufen zu können.
Der nächste U.TLW findet 2027 statt und ich freue mich auf das nächste Klassentreffen.
Quellenangaben und Querverweise:
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- Fotos und Text: Sportograf & Anna-Lena Haas
- Website U.Trail Lamer Winkel