FXP Composite Trail im Test. Wer viel in den Bergen läuft, weiß: Gute Trailrunning-Stöcke können einiges einfacher machen. Wer schnell in den Bergen läuft, weiß: Trailrunning-Stöcke müssen leicht, schnell einsatzbereit und funktional sein. Die österreichische Traditionsfirma Komperdell hat mit dem „FXP Trail“ einen Carbon-Stock in ihrem Programm, der genau das erfüllen soll. Ob er das tut, lest ihr hier:
Zahlen, Daten, Fakten
- Größe Testmodell: 130 cm bei einer Körpergröße von 189 cm
- Gewicht: 201,5 g pro Stock
- Länge gefaltet: 47,5 cm
- Durchmesser gefaltet: 3,6 cm
- ca. 300k getestet
- Preis laut Hersteller: 169,95 EUR
Erster Eindruck
Beim Auspacken leuchtet einem direkt das satte Grün des Griffbandes entgegen. Griffband? Genau, die Österreicher haben ihren Trail-Stöcken sogenannte „Grip Tapes“ verpasst, die wechselbar und obendrein in verschiedenen Farben erhältlich sind. Eine gute Idee, wie ich finde: Der Griff ist so gestaltet, dass man einfach das Band tauschen kann und sich keinen neuen Stock kaufen muss. Das ist per se nachhaltiger – und warum dann nicht gleich mit individueller Note?
Der Stock an sich wirkt mit seinem Durchmesser von 16 Millimetern sehr stabil und fühlt sich im Vergleich zu anderen Carbon-Stöcken etwas schwerer an. Die Verarbeitung ist – typisch Komperdell – makellos: vom angenehm weichen und griffigen Griff bis zum stabilen Schaft aus Carbon.
Zusammengehalten werden die Stöcke mit einem Klettband. Warum? Weil der Faltmechanismus nicht wie bei den üblichen Verdächtigen per Seilzug, sondern automatisch funktioniert. Die Österreicher haben dieses System FXP getauft. Auch wenn man nicht direkt herausfindet, wofür die Abkürzung steht, erkennt man schnell, wie es funktioniert.
Auf dem Trail: Ausklappen, Einklappen und Verstauen
Fangen wir direkt mit der Funktion des FXP an, denn das System hat mich sofort begeistert. Sobald man den Klettverschluss der Stöcke löst, entfalten sie sich automatisch. Jetzt muss man lediglich den Stock einmal leicht aufsetzen und in Sekunden ist alles arretiert. Einziger Wermutstropfen: Das Klettband flattert dann am Stock herum, was mich persönlich nervt. Wem das egal ist, hat den Stock sofort einsatzbereit. Die „Monks“ unter uns rollen es schnell noch zusammen.
Leider funktioniert das Zusammenstecken nicht so leicht. Die Stöcke haben für jedes Segment einen Druckknopf, der sich – je nach Witterung – mal leichter und mal schwerer bedienen lässt. Mit gedrücktem Knopf lassen sich die zwei Stocksegmente auseinanderziehen und anschließend falten. Beim nächsten Segment muss man die beiden ersten zusätzlich zusammenhalten, da diese sich sonst sofort wieder entfalten würden. Die zusammengefalteten Stöcke werden anschließend wieder mit dem Klettband fixiert, bevor man sie im Köcher verstauen kann.
Diesen letzten Schritt kann man sich sparen, wenn man die Stöcke an einem Laufgurt befestigt. Das FXP ist hier besonders praktisch, da bereits ein einzelner Stock sicher im Running Belt hält. Mit dem zweiten Stock halten sie bombenfest. Das Allercoolste ist: Wenn man einen herauszieht, entfaltet er sich automatisch und ist sofort einsatzbereit.





Auf dem Trail: Die Handschlaufen
Die Österreicher garantieren mit der sogenannten Fly Sportschlaufe einfache Handhabung und maximale Kraftübertragung. Im Lieferumfang sind zwei Größen, M und L, die per Klett am Handgelenk befestigt werden. Zwischen Daumen und Zeigefinger befindet sich die Fixierungsschlaufe, die in den Stock „eingeklickt“ wird. Die Position der Schlaufe lässt sich individuell anpassen. Zum Verbinden mit dem Stock zieht man die Schlaufe über den Kopf des Stockes, bis diese einklickt. Das Verbinden funktioniert nicht so intuitiv und leicht wie bei anderen Stöcken, aber mit etwas Übung gewöhnt man sich an den Ablauf.
Der „Handschuh“ selbst hält nach individuellem Einstellen gut an der Hand. Er ist spartanisch gehalten und es gibt keinerlei Polster, die den Tragekomfort erhöhen würden. Darüber hinaus drückt die Öse des Klettverschlusses, wenn man sehr viel Kraft auf den Stock gibt. Wenn er jedoch „eingeschwitzt“ ist, merkt man davon fast nichts mehr.
Apropos Kraft: Während des Tests ist mir eine Schlaufe gerissen. Komperdell hat sich nach Kontaktaufnahme ohne Rückfragen entschuldigt und mir innerhalb von zwei Tagen neue Handschlaufen geschickt. Der Stockhersteller wollte genau wissen, wie es dazu kam, bat um Bilder der gerissenen Schlaufe und im besten Fall um die Rücksendung der Schlaufe, um das Problem analysieren zu können. Das war Top-Kundenservice, und das Versprechen des 3-Jahres-Reparaturservices „ohne Rückfragen“ wurde direkt eingelöst.




Auf dem Trail: Der Stock
Der Stock hat kaum Flex. Sowohl bei kraftvollen Bergaufschüben als auch bei lockeren Doppelstockschwüngen besticht er durch seine hohe Steifigkeit und hat guten Grip egal auf welchem Untergrund. Er schwingt im Ganzen beim Aufsetzen je nach Gelände (auf harten Boden mehr als auch Weichem) etwas auf und vibriert dadurch am Griff, was mich persönlich nicht gestört hat.
Die Kraftübertragung von Hand auf Stock finde ich nicht optimal. Aufgrund der großen Schlaufe ist der Zwischenraum zwischen beiden zu groß und erzeugt für meinen Geschmack zu viel Spiel.
Das „Grip-Tape“ macht seinem Namen alle Ehre. Egal, ob es regnet, die Handflächen feucht sind, oder man mit oder ohne Handschuh unterwegs ist – es rutscht nichts. Gut gefällt mir auch die verlängerte Griffzone, die schnelles Umgreifen in steilem Gelände ermöglicht. Nach den ersten 200 Kilometern sieht man am Band allerdings bereits Abnutzungsstellen. Wie gut, dass es wechselbar ist.
Pro
- FXP: schnelles automatisches Entfalten
- sehr gute Verarbeitung, hochwertiges Material
- sicherer Halt bei jedem Wetter durch Grip-Tape
- wechselbares Grip Tape in verschiedenen Farben
- unkomplizierter Kunden- & Reperaturservice
Contra
- Kraftübertragung nicht optimal – zu viel Spiel in der Schlaufe
- Faltmechanismus mit Druckknopf bei Kälte & Feutigkeit schwer zu bedienen
- Handschlaufen ohne Polster, was den Tragekomfort etwas einschränkt
Fazit
Der Komperdell FXP Trail überzeugt mit seinem durchdachten, automatischen Faltmechanismus, der den Stock in Sekundenschnelle einsatzbereit macht – ein echter Pluspunkt im stressigen Trailrunning-Alltag oder bei kräftezehrenden Touren. Die Verarbeitung ist hochwertig, das Grip-Tape sorgt für sicheren Halt, selbst bei Nässe. Besonders praktisch: Die Stöcke lassen sich einfach am Laufgürtel befestigen und entfalten sich beim Herausziehen von selbst.
Schwächen zeigt der Stock bei der Kraftübertragung, die Schlaufe hat etwas zu viel Spiel und das Zusammenstecken der Segmente erfordert etwas Übung. Ein kleiner Materialschaden während des Tests wurde jedoch durch den hervorragenden Kundenservice schnell und unkompliziert gelöst. Insgesamt ein zuverlässiger und funktionaler Begleiter für Läufe im Gelände – vor allem für alle, die Wert auf Komfort und schnelle Einsatzbereitschaft legen.