Alle Jahre wieder findet am letzten Sonntag im April der Hermannslauf in Bielefeld statt, dieses Jahr bereits zum 53. Mal. Organisiert vom TSVE 1890 Bielefeld e.V. ist dieser Lauf mit einer einzigen Distanz von 31,1 km (nicht zu vergessen den Mini-Hermann (Kinderlauf) mit 2,5 km), ein eher ungewöhnlicher aber auch für erfahrene Läufer durchaus anspruchsvoller Volkslauf.
Der "Hermann"
In und um Bielefeld ist der Hermannslauf weit und breit bekannt, aber auch außerhalb von Bielefeld genießt dieses Event in der Läufercommunity eine gewisse Popularität und mit einer maximalen Starterzahl von 7000 LäuferInnen (& 1000 Wanderern) zählt dieses auch schon fast als Großevent. Die Nachfrage ist jedenfalls immer sehr hoch und der Lauf ab Anmeldungsstart (Anfang Januar), meist innerhalb von weniger als 24 Stunden ausgebucht. Mit etwas Glück ergattert man aber kurz vor dem Lauf über die Läuferbörse auch noch einen Startplatz.
Die Anreise
Der Lauf ist ideal für LäuferInnen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Bielefeld ist gut per Fern- und Nahverkehr angebunden. Zum Parken stehen zwar die öffentlichen Parkhäuser im Stadtgebiet oder Park+Ride an den Stadtbahn-Endhaltestellen zur Verfügung, diese sind aber kostenpflichtig. Eine Anfahrt mit dem eigenen Auto zum Start ist nicht erwünscht bzw. möglich, da an dem Tag keine Parkplätze an der Sparrenburg und der Schönen Aussicht (die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke?/ die Startpunkte?) zur Verfügung stehen. Um zum Start zu gelangen, gibt es daher einen kostenlosen Bustransfer, dieser startet sowohl vom Gelände der Stadtwerke Bielefeld als auch vom Bahnhof in Detmold. Von Detmold aus haben auch Zuschauer die Möglichkeit mit zum Start zu fahren. Nach dem Start (ab ca. 11:30) gibt es dann auch wieder einen Shuttle-Bus zurück zum Bahnhof. Alles in allem ist das Transport-System schon jahrelang erprobt und immer sehr gut organisiert.
Vor dem Lauf
Der Ort der Startnummernausgabe hat in den letzten Jahren immer wieder gewechselt, dieses Jahr fand sie am Samstag am LENKWERK und Sonntag früh in der Turbinenhalle der Stadtwerke Bielefeld statt. Zusätzlich zum digitalen Starterbeutel, der etliche Gutscheine und Vergünstigungen enthält, erhält man dort auch einen Kleiderbeutel den man vor dem Lauf beim Start abgeben, und dann im Ziel wieder entgegen nehmen kann.



Der Lauf
Der Start des Laufes ist um 11 Uhr und findet in 5 Blöcken mit einem Abstand von jeweils 6 Minuten statt. Die Strecke führt vom Hermannsdenkmal in Detmold bis zur Bielefelder Sparrenburg im Zentrum der Stadt und verläuft entlang des Teutoburger Walds. Die Strecke verläuft zum Großteil auf Waldboden, meistens breite Forstwege, mit zahlreichen kleineren Abschnitten auf Sandboden, Asphalt, Kopfsteinpflaster und Beton und fällt damit eher in die Kategorie Cross- statt Trail-Lauf.
Nicht nur durch die unterschiedlichen Wegbeschaffenheiten, sondern auch durch die vielen An- und Abstiege (insgesamt 587 m Anstieg & 774 m Abstieg) ist die Strecke sehr abwechslungsreich und es wird nie langweilig.
Der 53. Hermannslauf war dieses Jahr bereits meine 4. Teilnahme am Hermann. Ursprünglich war ich 2016 durch eine Laufpartnerin, welche aus Bielefeld stammt, zur Vorbereitung auf unseren ersten Marathon zu dieser besonderen Laufveranstaltung aufmerksam geworden. Da der Rennsteig-Marathon (der damals wie heute anvisierte Marathon) in der Regel 3-4 Wochen nach dem Hermannslauf stattfindet, bietet sich der Hermannslauf sowohl zeitlich als auch von der Länge, dem Streckenprofil und dem Untergrund ideal als Vorbereitungslauf für den Rennsteiglauf an.
Bei traumhaftem Wetter war dieses Jahr die Vorfreude unter allen Läufern besonders groß und die Stimmung am Start super. Die verschiedenen Startblöcke sind einmal rund um das Hermannsdenkmal angeordnet und die Strecke führt nach wenigen Metern direkt um eine enge Kurve und auf den ersten Waldweg. In dieser Kurve kommt es leider meist zu etwas Stau direkt nach dem los laufen. Danach geht es die ersten 3 Kilometer konstant bergab, hier heißt es Tempo bewahren und sich nicht verleiten lassen direkt Gas zu geben: da die anschließenden Höhenmeter es durchaus in sich haben, sollte man sich hier erst mal etwas zurückhalten. Auch von der Tatsache, dass die Strecke insgesamt bergab geht, sollte man sich bei der ersten Teilnahme nicht täuschen lassen, denn die Höhenmeter merkt man gegen Ende ganz schön in den Waden.
Insgesamt hat die Strecke drei größere Erhebungen: den Ehberg (km 7), den Tönsberg (km 16) und gegen Ende den Weg zum Eisernen Anton inklusive den, unter LäuferInnen gefürchteten Lämerhagener Treppen. Vor allem der letzte Anstieg besteht aus etlichen kleineren Auf- und Abstiegen und besagte Treppen haben es bei km 23 noch mal richtig in sich. Ab dem Eisernen Anton kommen zwar noch mal einige kleinere Erhebungen, aber tendenziell geht es ab hier nur noch bergab und wer sich seine Energie gut eingeteilt hat und gegen Ende noch Kraft in den Bein hat, kann vor allem die letzten 3 – 4 Kilometer nochmal etwas Gas geben.
Das tolle sonnige Wetter hatte auch die Fans in großen Scharen an die Strecke gebracht. Die Stimmung war wie jedes Jahr super. Publikumsmagnet ist vor allem die Panzerbrücke und Oerlinghausen, hier ist die Stimmung phänomenal. Aber nicht nur die Veranstalter, sondern auch viele Zuschauer haben jahrelange Erfahrung und wissen exakt, wo man als Läufer Support braucht, und schieben einen durch ihre Anfeuerungsrufe regelrecht die Berge hinauf.
Insgesamt gibt es auf der Strecke 5 offizielle Verpflegungspunkte (VPs), welche gut über die gesamte Strecke verteilt sind (5,2 – 8,3 – 13,5 – 18,4 – 26,2 km). Dieses Jahr gab es nochmal 1-2 zusätzliche inoffizielle VPs, trotz der hohen Temperaturen (18 – 20° C) war also immer für ausreichende Möglichkeiten zur Flüssigkeitszufuhr auf der Strecke gesorgt. Im Ziel gibt es dann selbstverständlich auch noch mal Verpflegung um die Energiereserven wieder aufzufüllen. Bei der ersten VP gibt es nur Wasser, danach bei allen weiteren VPs zusätzlich noch Tee und Elektrolytgetränke sowie beim Eisernen Anton (VP5; 26,2 km) zusätzlich auch noch Cola. Bei VP3-5 und im Ziel gibt es zudem noch Äpfel, Orangen und Bananen für den kleinen Hunger.
Im Zielbereich stehen nach dem erfolgreichen Lauf Duschzelte mit Umkleide zur Verfügung und von der Schule für Physiotherapie werden auch kostenlose Massagen für müde Beine angeboten, Umkleiden im Startbereich gibt es jedoch keine.







Fazit
Alles in allem ist der Hermannslauf eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung. Ich selbst fand die Stimmung und Strecke wieder einmal genial. Nicht ohne Grund ist der Lauf wahnsinnig schnell ausgebucht und es gibt jede Menge WiederholungstäterInnen und auch ich werde sicherlich auch noch ein 5. Mal teilnehmen. Die Strecke ist für die meisten LäuferInnen sicherlich eine ziemliche Herausforderung, für Menschen die gerne auch Berge und Anstiege laufen oder dies entsprechend trainieren, bietet der Lauf aber eine fantastische Strecke durch die Natur mit einzigartigem Publikum und einem Strahlen im Gesicht, spätestens wenn man bei der Sparrenburg im Ziel angekommen ist.
Matthias
Trailrunning24 – TrailCompany