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Der Hermannslauf auch „Hermann“ genannt – 31,1km vom Hermannsdenkmal in Detmold zur Sparrenburg in Bielefeld in fast gerader Linie durch den Teutoburger Wald, knapp 600 Höhenmeter dazwischen. Mein zweiter Start bei diesem Volkslauf, der sich irgendwo zwischen Straßen- und Trailwettkampf einordnet. Rund ein Drittel der Strecke verläuft auf Asphalt, Beton oder Kopfsteinpflaster, der Rest auf Forststraßen oder Naturwegen, teils auch auf Sand. Man kann das Event also durchaus als Traillauf bezeichnen, daher gibt’s hier auch einen Rennbericht.

Das Organisatorische

Meine Freundin und ich fanden uns Sonntag (27.04.25) gegen 8 Uhr in Bielefeld ein, um die Startnummern abzuholen. Wir hätten dies auch am Vortag tun können, aber das ist nicht wirklich notwendig, wenn man nicht gerade eh in der Gegend ist. In der Nähe des Bahnhofs gibt es genügend Parkhäuser und andere Stellflächen, sodass man keine Angst haben braucht, lange Wege zu haben, um zum Orga-Büro und den Shuttlebussen zu kommen. Die (sehr große) Startnummer und einen Kleiderbeutel in der Hand ging es zu den Bussen. Ohne Wartezeit wurden wir nach Detmold gefahren, eigene Anreise zum Start ist nur zu Fuß möglich, weil der Bereich um das Denkmal für den Autoverkehr abgesperrt wird. Bei 8.000 Teilnehmern, davon 7.000 Läuferinnen und Läufer wäre es auch anders nicht möglich. Der Transfer dauert ca. 50 Minuten und bringt uns an den Fuß des Hermanns. Die örtliche Gastronomie sowie ein paar Foodtrucks laden zu einem zweiten Frühstück ein, wir haben uns aber lieber in der Sonne gewärmt und für den Lauf vorbereitet. Toilettenboxen sind zwar zahlreich vorhanden, aber wir standen trotzdem etwa eine halbe Stunde in der Warteschlange. Da der Start aber erst um 11 Uhr war, stellte dies kein Problem dar. Auch die Abgabe der Kleiderbeutel an den vom THW bereitgestellten LKW um 10:30 Uhr haben wir locker geschafft. Man merkte, dass dieser Lauf nicht zum ersten Mal stattfindet.

Der Lauf

Gestartet wird in 5 Gruppen mit jeweils 6 Minuten Abstand, für die erste Startgruppe muss ein Leistungsnachweis erbracht werden, die anderen Gruppen wurden nach angegebener Zielzeit eingeteilt. Trotzdem landeten meine Freundin und ich in unterschiedlichen Gruppen. Egal, es wollte eh jeder sein Rennen machen.

Direkt nach dem Start wurde es trotz der Aufteilung etwas eng. Bis sich der Pulk richtig in Bewegung setzen konnte, waren die ersten 500m im Spaziertempo zu absolvieren. Danach ging es auf eine zweispurige Asphaltstraße, die das Feld bei bis zu 20 % Gefälle ordentlich auseinanderzog. Wer hier nicht vorsichtig war, konnte sich die Oberschenkel schnell zerstören. Nach 3km kam die erste kleine Steigung, die ahnen ließ, wie der Rest des Rennens aussieht. Bei Kilometer 5 ging es in den längsten Anstieg des Tages, auf 1,5km warteten 100 Höhenmeter durch den Wald. Nichts, was einem Angst macht. Kräfte einteilen war trotzdem angesagt, es kam ja schließlich noch ein bisschen was. Auf dem folgenden 2km Downhill zeigte sich, dass zumindest in den hinteren Startgruppen wenige Trailläufer dabei waren. Der Schotterweg stellte viele Straßenlaufschuhe und ihre Träger vor Herausforderungen. Wir hatten dagegen das Problem, dass wir nicht so laufen konnten, wie wir wollten. Man will ja nicht wild rempelnd durch das Feld pflügen. Es ging also im Slalom den Hügel hinab. Es war klar, dass die Oberschenkel in den nächsten Tagen schreien würden, aber es macht einfach Spaß in einem Schwung 30 oder 40 Plätze zu gewinnen. Ich bin sicher auch bei weitem nicht der beste Downhill-Läufer, das lässt sich im Flachland einfach nicht trainieren, aber bei vielen war das sehr abenteuerlich, die sich mit Adizero oder Vaporfly auf Steinchen versuchten.

Stimmung pur

Es folgte einer der stimmungsvollsten Abschnitte der Strecke auf einer Panzerstraße, die zur Freiluftdisko wurde. Hunderte Zuschauer säumten mit Boomboxen, Trommeln und Tröten den Weg. Man merkte gar nicht, dass man sich schon wieder im nächsten Anstieg befand. Bis zur Hälfte der Renndistanz sammelten wir weitere knapp 200 Höhenmeter. Auf die folgenden Kilometer hatte ich mich besonders gefreut, im flowigen Downhill ging es nach und durch Oerlinghausen, sicher der lauteste Teil der Strecke. Gefühlt waren alle Einwohner des Ortes auf den Beinen. Über Lautsprecher wurde jeder einzelne Teilnehmer namentlich begrüßt und gefeiert. Einige Treppenstufen führten die Läufer wieder in den Wald. Die folgenden Kilometer gingen wellig mit einigen Rampen in Richtung Bielefeld. Gut laufbare Wege und immer wieder Zuschauer, die die Strecke mit jedem erdenklichen Musikgenre beschallten. Die letzten 5 Kilometer bringen mit 150 negativen Höhenmetern nochmal richtig Motivation und Schwung für den Zieleinlauf, leider aber auch beginnende Muskelkrämpfe. Man merkt dann doch, dass man bei diesem Streckenprofil mehr aufs Tempo drückt als bei alpinen Trails.

Das Ziel

Der Zielsprint musste ausbleiben, aber insgesamt konnte ich das Problem ganz gut managen. Knapp 2 Stunden nach dem Sieger war die Sparrenburg erreicht. Meine Freundin und ich konnten uns auch beide nicht weit voneinander entfernt im Mittelfeld einreihen und nicht wie bei dem ein oder anderen „richtigen“ Trail die rote Laterne tragen. Mit diesem guten Gefühl kämpften wir uns in Richtung Kleiderbeutel. Tausende Läufer plus deren Freunde und Familien machten das Unterfangen gar nicht so einfach. Man muss aber sicher davon ausgehen, dass es keine bessere Lösung gibt, sonst hätte sie der Veranstalter nach über 50. Ausgaben schon gefunden. Schnell noch ein paar Getränke erworben – hinter dem Ziel gab es leider nur Wasser, Iso und Tee – ging es zur Kleiderbeutelausgabe, die gut organisiert war. Auf einer großen Wiese unterhalb der Burg tauschten wir unsere gegenseitigen Erlebnisse aus und genossen das schöne Wetter. Wir kommen sicher irgendwann wieder, auch wenn das letzte Aprilwochenende sehr viele Alternativen bietet.

Das Fazit

53mal Hermannslauf optimiert die Abläufe, da kann nicht mehr viel schiefgehen. Insgesamt top organisiert, Strecken in gutem Zustand und auch die Masse an Läufern wurde so gut es geht bewältigt. Die Region steht hinter dem Event, die Stimmung war überall hervorragend. Das wünscht man sich bei anderen Läufen auch. Sowohl Trail- als auch Straßenläufer finden Ihre Herausforderung, aber vielleicht sollte man trotzdem eine Empfehlung für profilierte Schuhe aussprechen.

Zwei negative Aspekte sind trotzdem zu erwähnen: Das Thema Müll haben viele Trailevents inzwischen in den Griff bekommen, hier im Teutoburger Wald werden weiterhin Einwegbecher aus Papier und Plastik benutzt, die dann noch einen Kilometer hinter der VP im Wald liegen. Ist sicher schwierig bei der Größe der Veranstaltung. Weniger schwierig sollte es sein, dass jeder seine Gelverpackungen und anderen Müll mit ins Ziel oder zum nächsten Abfallbehälter schafft, es waren genügend vorhanden.

 

Das zweite Thema ist eher besorgniserregend. Ich habe noch nie so viele Rettungseinsätze bei einem Lauf gesehen wie hier am Sonntag. Die Sanitäter hatten jede Menge zu tun, Stürze und Zusammenbrüche waren alle 2-3 km zu sehen, allein 3mal kamen mir Rettungswagen auf der Laufstrecke entgegen, dazu noch einige Einsätze zu Fuß. Im Sinne der eigenen Gesundheit sollte man sich wirklich überlegen, ob man in der Lage ist, so einen Lauf zu bewältigen. In anderem Gelände können die Folgen noch ganz anders aussehen …

Tobias
Trailrunning24 – TrailCompany

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