Rureifel Trail: Unser Saisonstart sollte eigentlich wie in den letzten Jahren die Harzquerung sein. Leider waren wir zu langsam bei der Anmeldung. Es musste also eine neue Saisonplanung her. Statt 53 km im Harz standen jetzt 22 km in der Eifel und 31 km im Teutoburger Wald auf der Agenda … aber eins nach dem anderen.
Über den Rureifel-Trail bin ich eher zufällig auf der ITRA-Seite gestolpert. Mein Ziel für diese Saison ist, endlich mal ein Rennen mit einem Score über 400 abzuschließen. Da ich weder die Zeit noch die Möglichkeit habe, regelmäßig am Berg zu trainieren, müssen es eben die kleinen Ziele sein, die zur Motivation beitragen. Es gibt leider nicht so viele Veranstaltungen im Mittelgebirge, die bei der ITRA gelistet sind, daher war die Entscheidung schnell gefallen und das Hotel am Rursee gebucht.
Meine Freundin und ich sind bereits am Mittwoch angereist. Ein paar Tage Ruhe vorm Lauf sind immer angenehmer, egal wie lang die Strecke sein wird. Donnerstagvormittag starteten wir auf einen kleinen Shakeout-Run und merkten, dass man in der Eifel sehr schnell auf Höhenmeter kommt, auch wenn die Anstiege nicht sehr lang sind.
Die Fakten
Die zweite Ausgabe des Rureifel-Trails umfasste insgesamt 4 Streckenlängen sowie natürlich auch das Angebot für die Bambinis:
- RET 66 (km) mit 2.500 Hm
- RET 44 mit 1.700 Hm (auch als Hike angeboten)
- RET 22 mit 800 Hm
- RET 11 mit 500 Hm
Etwa 10 Tage vor dem Start kam ein sehr ausführliches Briefing auf Deutsch und Englisch per Email. Dies ließ keine Fragen offen. Schwierige Stellen, Straßen- und Schienenkreuzungen sowie Markierungen wurden genaustens erläutert. GPX-Files gabs als Anlage und ITRA-Link. Parkplätze und Verpflegungsstellen waren bestens beschrieben. Am Mittwoch vor dem Rennen erhielten wir nochmal letzte Informationen, unsere Startnummern und die bestätigten Startzeiten.
Auf geht’s in die neue Saison
Start und Ziel waren in diesem Jahr sehr idyllisch und atmosphärisch auf der Burg Nideggen gelegen – ziemlich mittig zwischen Aachen und Köln. Etwa 1.200 Teilnehmer wollten sich das Abenteuer nicht entgehen lassen. Durch stark gestaffelte Startzeiten der unterschiedlichen Rennen war der Eventbereich aber nie überfüllt. Die „Ultras“ durften sich schon 6:30 Uhr auf die Strecke machen, wir waren erst 13:45 Uhr an der Reihe. Daher haben wir auch darauf verzichtet, die Startnummern schon am Vortag abzuholen. Dies war auch nach wenigen Minuten erledigt, die Ausgabe war gut organisiert. Der Veranstalter hat sich auf das Wesentliche konzentriert, neben zwei Proben eines Sportnahrungsherstellers gab es nur die Startnummer, den Chip und ein paar Hinweise in der Papiertüte. Ein T-Shirt hätte man vorab ordern können, darauf haben wir aber verzichtet. Zelte von Sponsoren haben wir auch nicht wirklich vermisst. Wie fast überall war es für die männlichen Starter kein Problem sich vorm Start nochmal zu erleichtern, die Damen hätten sich wahrscheinlich doch ein, zwei WCs mehr gewünscht. Taschen konnten ganz unkompliziert – aber unbewacht – in einem Raum abgelegt werden.

Die Strecke
Kurz vor unserem Start des RET 22 konnten wir noch die ersten Finisher der längeren Strecken begrüßen, dann fiel auch schon der Startschuss. Die ersten 3 km ging es bergab, die ausgewiesene Engstelle brachte keine größeren Verzögerungen, das Feld musste sich sowieso erstmal entzerren. Schon nach wenigen hundert Metern war man aber da, wo man als Trailläufer am liebsten sein will – auf flowigen Singetrails durch den Wald. Meine Freundin und ich hatten vorab vereinbart, dass jeder sein Rennen macht. Nach ca. 4 km hatten wir uns dann auch im ersten Anstieg aus den Augen verloren. Aufgrund früherer Rückenprobleme habe ich konsequent auf meine Stöcke gesetzt und bin konservativ die ersten 200 Hm angegangen. Natürlich habe ich schon gemerkt, dass ich dieses Jahr noch nicht viel in den Bergen war, Steigungen von 20 % kann ich leider auch nicht im Fitnessstudio simulieren. Die Freude war aber vorhanden und so erreichte ich auch ohne Schwierigkeiten die erste VP, die ich aber bis auf einen Schluck Iso links liegen ließ.
Um mich für die längeren Strecken gleich wieder an den Trailrucksack zu gewöhnen, hatte ich den auch bei der kurzen Distanz dabei. Der folgende Downhill lief wie von allein, mit 10 -15 % auf Wald- und Feldwegen hatten auch die Oberschenkel keine Probleme. Mit dementsprechendem Schwung ging es in die nächste Steigung, die auf ca. 2km auch nur 120 Hm zu überwinden hatte. Mit dieser Information von meiner Garmin-Uhr ging ich diesen Abschnitt etwas schneller an, merkte aber kurz danach, dass der Puls vielleicht doch nicht so hoch sein sollte. Also wieder einen Gang zurückgeschaltet, um nach 11 km in den längsten Downhill des Tages zu gehen. Dieser war nicht besonders technisch, aber die Forstfahrzeuge haben teilweise ordentliche Furchen in den Boden getrieben, die Aufmerksamkeit erforderten. An der Staumauer Obermaubach wurde dann der tiefste Punkt der Strecke und die zweite VP erreicht. Vorher gab es selbstverständlich noch das angekündigte Hindernis und ich musste einer Regionalbahn die Vorfahrt gewähren. Die VP war in einem eingezäunten Ausflugslokal eingerichtet, was einen kleinen Stau verursachte. Ein- und Ausgang waren identisch und ich war mitten im Feld unterwegs.







Die Kapelle
Die Zwangspause belief sich aber insgesamt nur auf ca. 10 Minuten, das kann ich verschmerzen, wenn ich weder auf Platzierung noch auf Zeit laufe. Die Flaschen aufgefüllt und einen Becher Cola „hart rein“ ging es hinauf zur Kapelle. Die Drohkulisse wurde von den Ortskundigen an der VP schon aufgebaut, die dunkelbraune Grafik bei Komoot tat ihr übriges. Auf den ersten 300m standen 100 Hm an, dazwischen Abschnitte, die die App mit 50 – 80 % ausweist. In die Stöcke gestützt ging es fast kriechend auf dem glücklicherweise trockenen Boden steil nach oben. Da ich mir noch etwas Kraft gespart hatte, konnte ich auf diesem Abschnitt noch einige Teilnehmer überholen, nach der Steilstelle gab es schließlich noch weitere ca. 130 Hm zu überwinden.
Es waren jetzt nur noch 6 km auf der Uhr. Mit diesem Gefühl und wunderschönen Trails unter den Füßen lief es sich fast wie von allein bis an den Ortsrand von Nideggen. Die letzten Meter drohten mit Apshalt und Kopfsteinpflaster hinauf auf den Burgberg. Das Ziel vor Augen habe ich auch diesen Abschnitt nochmal durchgedrückt, auch wenn es dann schon weh tat. Nach 3:21h war dann das Zielbanner erreicht. Das Ankommen ist immer das wichtigste Ziel, wenn man das ohne Schmerzen und Quälerei erreicht, umso besser. Die Zeit hätte durchaus schneller sein dürfen, die 400 ITRA-Punkte sind es ganz bestimmt auch nicht geworden. Aber wir haben ja erst April und die nächsten Events stehen bald an.
Im Ziel
Als kleines Gimmick musste man ca. 100m vor dem Ziel noch über eine Burgmauer klettern, was mit Strohballen abgesichert war. Für die Bambinis sicher lustig, ich hätte es nicht gebraucht. Für den Ablauf der Veranstaltung war es aber wahrscheinlich notwendig, weil die Burg an dieser Stelle nur einen Zugang hatte, der als Startkorridor genutzt wurde.
Meine Freundin kam auch schon ein paar Minuten nach mir ins Ziel, die Hitze und der späte Start hatte ihr aber ganz schön zu schaffen gemacht. 24 Grad und sehr staubiger Untergrund war jetzt nicht das, womit man um diese Jahreszeit rechnet. Die meisten Trails führten zwar durch den Wald, aber die Laubbäume spenden jetzt auch noch nicht so viel Schatten.
Fazit
Alles in allem aber eine sehr gelungene Veranstaltung auf wunderschönen Strecken. Die Eifel ist eine Reise wert. Der Veranstalter hat sich sehr viel Mühe gegeben und es gab auch keine größeren Kritikpunkte. Am Ziel hätte ich mir weniger Kuchen stattdessen auch etwas Herzhaftes gewünscht. Vielleicht gab es das ja aber vor meiner Ankunft. Wasser war ausreichend vorhanden, das Finisher-Bier musste ich mir aber aus dem Biergarten auf der Burg holen, die Vorräte im Ziel waren erschöpft. In zwei Wochen geht’s zum Hermannslauf – kein wirklicher Traillauf, aber auch nicht weniger anstrengend. Bericht folgt …