Wenn seit nunmehr 19 Jahren ein Skitourenrennen ausgetragen wird und dessen Name obendrein noch die animalischen Urinstinkte der zumindest männlichen Teilnehmer oder vielleicht einfach nur meine triggert, muss das ausprobiert werden. Ergo stand mein Name heuer auf der Startliste des Vertical Races beim sogenannten Jennerstier und hier erfahrt ihr wie es war.
Der Jennerstier
Der Jennerstier umfasst 2 Bewerbe an zwei Tagen. Los ging es letzten Samstag (15.02.) mit dem Vertical, welches ca. 3,3 Kilometer mit 586 Höhenmetern von der Mittelstation der Jennerbahn hinauf zur Jenneralm führt. Gestartet werden kann allein oder in einer 3er Staffel in drei Altersklassen, wobei die Starter der U14/U12 eine kürzere Strecke bewältigen dürfen oder müssen. Obendrein organisiert das Team von Jennerstier noch ein Kidsrace und am Ende treffen sich alle Finisher im Ziel auf der Jenneralm.
An Tag zwei findet das sogenannte Individual statt. Das Rennen findet – Zitat: „im freien Gelände des Skigebiets am Jenner oberhalb des Königssees“ statt. Gewertet werten 6 Altersklassen, wobei die jüngeren Teilnehmer wieder auf verkürzten Strecken starten. Im Gegensatz zum Vertical gibt es hier Tragepassagen und Abfahrten, was den Startern obendrein noch häufiges Auf- & Abfellen der Skitourenfelle und Orientierung sowie Routenfindung abverlangt.
Schuster bleib bei deinen Leisten
Meine Leisten waren in dem Fall Skitourenrennski von Hagan,
deren 165 cm Länge wohl eher für mein 30 Jahre jüngeres & kleineres Ich
passend gewesen wäre. Da das ihr erster Einsatz war, wollte ich zumindest mit
der Wahl des Wettkampfes auf Nummer sicher gehen … also macht der Trailrunner,
was er kennt: Vertical.
Die Anmeldung zum Jennerstier klappt ohne Probleme. Die
Website ist puristisch und hat alle wichtigen Informationen für eine Teilnahme sowie
noch ein bisschen Veranstaltungshistorie. Die letzten Tage vor dem Rennen, wird
man gut per Mail mit den letzten Details informiert und ein Blick auf den Social-Media-Kanal
für News lohnt sich immer.
Am ersten Renntag kann man die Startunterlagen an der
Touristen Information des Königssees bis 1 Stunde vor dem Start abholen. Dort
läuft alles wie am Schnürchen, es gibt optional ein Ticket für die notwendigen
Liftfahrten, welches man zubuchen konnte sowie eine Parkkarte für das Rennwochenende.
Parken läuft auch wie am Schnürchen, da der Parkplatz des Königsees riesengroß ist
und genügend Platz für Starter und Besucher hat.
Der Startbeutel ist prall gefüllt mit Hygieneartikeln, Salz,
Zucker, Riegeln und Schnaps … also mit allem, was man vor, während und nach
dem Rennen brauchen kann. Ach ja, ein Stirnband von Dynafit mit Jennerstier-Logo
lag auch noch bei.
Der Start: Lasst die Stiere los
Vom Start kann ich euch leider nicht so viel berichten. Zirka 10 Minuten vor der Startaufstellung, saß ich allein in der Gondel ins Tal, da meine Felle im Kofferraum des Autos lagen. Nach kurzem Erwärmungssprint am Parkplatz wieder oben angekommen, war die Moderatorin leider beim Countdown unten angekommen und alle Einzelstarter im nu weggekommen.
3 Minuten nach dem ersten Start um 11 Uhr starteten dann die Staffel. Nach meinem Equipement-Check – Achtung: auch wenn vereinzelt in der Pflichtausrüstung ein LVS Gerät nicht genannt ist, gehört es dennoch im freien Gelände dazu und ohne es darf man nicht starten – bin ich direkt nach den Staffeln auf die Strecke.









Das Rennen
Die Strecke beginnt auf einem präparierten Weg mit der Unterstützung von ca. 50 Zuschauern mit Vollgas. Nach ca. hundert Metern geht es dann schon ins „freie Gelände“ was für mich als letzten Starter schon perfekt zerspurt war. Der hohe Puls vom Anfang fordert hier schon seinen Tribut also fordere ich meine Beine auf in einen gleichmäßigen Tritt zu kommen. Der scheint bei meinen Mitstreitern etwas schneller zu sein, denn deren Silhouetten kommen einfach nicht näher.
Streckenfindung ist kein Problem. Zum einen spurt das Team vom Jennerstier die Strecke vor und zum anderen markieren grüne Fähnchen in regelmäßigen Abständen den Weg. Technisch ist das Stück nicht sehr anspruchsvoll und nach einem Kilometer laufen meine Ski schon wieder auf dem gut präparierten Winterwanderweg.
Das erste Stück ist fast komplett im Schatten des Vogelsteins und auch wenn man am Start neigt sich zu warm anzuziehen … lasst es. Für die kurze Strecke reicht der Skianzug mit Unterhemd und oben warten die warmen Wechselklamotten.
Der Vogelstein wird nördlich umgangen und schon bald eröffnet sich ein wunderschöner Blick in die Berchtesgadener Bergwelt sowie auf das Ziel, die Jenner Alm. Bei Sonne würdet ihr spätestens ab hier warme Sachen bereuen, denn die letzten 250 Höhenmeter heizt sie euch noch mal gut ein. Das tun ab hier auch ein paar Urlauber und Zuschauer, was gut ist, wenn man den letzten Anstieg vor Augen hat aber mir eine gewisse Beherrschtheit abverlangt. Ich behalte also jegliches animalische Stöhnen für mich und hoffe einfach mal, dass dieser Eiszapfen an meiner Nase Schweiß ist.
Jetzt nur noch den Zielanstieg überwinden und dann ist es geschafft. Endspurt hab ich getreu dem Motto: „wer zum Ziel noch sprinten kann hat nicht alles gegeben“ gelassen, was nicht an Moderation und Zuschauern lag, denn die haben sich noch mal voll ins Zeug gelegt.
Im Ziel
Danach ist es immer halb so schlimm und schon beim ersten Tee beruhigt sich der Atem, beim ersten selbstgebackenen Kuchen hören die Beine auf zu brennen und beim Entspannen in der Sonne beim Dynafit Stand oder auf der Sonnenterasse des Restaurants, hat sich die Anstrengung schon wieder gelohnt. Nicht nur im Ziel merkt man die Herzlichkeit, mit der dieses Event organisiert und durchgeführt wird. Es gibt sogar selbstgetöpferte Jennerstier-Tassen.
Fazit
Ich kann nur für das Vertical am Samstag sprechen, aber ich bin mir sicher, dass das für die ganze Veranstaltung gilt. Von Anfang bis Ende gelungen, von Anfang bis Ende herzlich, von Anfang bis Ende gut organisiert aber auch von Anfang bis Ende hart. Was nach meiner persönlichen Meinung die Zielgruppe etwas zu spitz macht. Man vermisst „normale“ Skitourengeher neben den Profis, die einfach zum Spaß & der Freunde am Sport an der Startlinie stehen. Das kann man am Jennerstier nämlich auf jeden Fall finden.