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Nachdem wir uns vor zwei Jahren auf der Insel laufend näher kennengelernt haben, war es für meine Freundin und mich nahezu unvermeidbar, nochmal die Insel Zypern anzusteuern. Aufgrund einer Coronainfektion im November (kleines Souvenir vom Mallorca-Event) und einer ausgewachsenen Influenza A im Dezember wird dies aber trotzdem kein Laufbericht, sondern eher ein Anreiz, die Insel zum Laufen zu besuchen. Ganz ohne Bewegung ging es aber natürlich trotzdem nicht, sodass wir zumindest 3 Wanderungen bzw. Hike & Runs gemacht haben.

Warum Zypern?

Zypern ist vielleicht nicht die typische Traildestination, ist aber eigentlich verwunderlich. Schaut man in den ITRA Race Calendar findet man zumindest 2 Events auf der Insel. Kleinere Laufveranstaltungen werden auch durchgeführt, wenn diese nicht gerade direkt an der Küste entlangführen, hat man auch bei diesen Läufen immer hügelige Trails dabei. Außer im östlichen Teil der Insel findet man überall Hügel und Gebirgszüge. Der höchste Punkt liegt mit dem Mount Olympus im Troodos-Gebirge (1.952m). Der Gipfel selbst wird aufgrund der strategisch guten Lage der Insel militärisch genutzt, der Rest des Gebirges lässt sich wunderbar für viele Outdooraktivitäten nutzen. Man bewegt sich hier auf 1.200 – 1.600m Höhe meist im gesunden Nadelwald.


Im Durchschnitt gibt es auf Zypern nur ca. 50 Regentage, aufgrund der Insellage regnet es aber auch dann keine 24 Stunden. Im Hochsommer sollte man vielleicht besser in die Alpen ausweichen, weil die Temperaturen regelmäßig über 35 Grad steigen und die bewaldeten Trails überschaubar sind. Der Rest des Jahres zeigt sich aber mit Temperaturen zwischen 15 und 25 °C, meist geht es auch in der Nacht nicht viel tiefer als 7-8 Grad.

Akamas Halbinsel

Wir hatten vielleicht etwas Pech, weil wir am Ende einer längeren Regenperiode in Zypern ankamen. Gegen das Wetter an sich kann man sich ja wappnen, das Problem bei unserem ersten Ausflug war der Boden. Gerade in den mittleren Lagen bestimmen Lehm und Kalk die Oberfläche. In Kombination mit Regenwasser heißt das roter, schwerer Schlamm. Aus 300g Trailschuhen werden dann ordentliche Gewichte fürs Beintraining. Das Profil von meinen Hierro 7 setzte sich sofort zu und gab das Gewonnene auch nicht so schnell wieder her. Unsere erste Runde war eine Kombination aus den offiziellen Adonis- und Aphrodite-Trails. Mit dem Track auf der Garmin ohne Probleme zu verfolgen, kommt man aber auch mit der örtlichen Beschilderung gut ans Ziel.


Das Auto wurde in Neo Chorio geparkt und auf den erwähnten lehmigen Forstwegen ging es die ersten 2km 200m nach oben. Zugebenermaßen nicht der schönste Teil der Strecke, aber wir waren dann auf jeden Fall warm. Da wir uns die meiste Zeit nur wenige hundert Meter vom Mittelmeer entfernt bewegten, hat die Aussicht einen schon entschädigt. Die folgenden Kilometer ging es durch Olivenhaine und Carob-Plantagen immer leicht ansteigend in den schönsten Teil der Trails. Wie zum Einstieg geschrieben, sind wir hauptsächlich gehiked, die Passagen sind aber alle wunderbar laufbar und ohne Schwierigkeiten versehen. Ab etwa 300 m Höhe wechselt die Vegetation wieder und man läuft durch allerlei Dornengestrüpp, was zeigt, dass es hier wirklich nicht oft regnet. Die Trails sind aber alle gut gepflegt, sodass man keine Angst um seine Ausrüstung haben muss. Der Bonus auf diesen Wegen ist aber der Geruch. Gefühlt läuft man durch ein Kräuterregal – Thymian, Rosmarin, Oregano wächst in wilden Sträuchern am Wegesrand, dazu natürlich der ein oder andere Olivenbaum. An manchen Stellen verirrt sich auch ein Alpenveilchen dazwischen. Unter diesen Eindrücken merkt man gar nicht, dass man bald den höchsten Punkt erreicht hat – und damit einen grandiosen Ausblick: viele Kilometer der Nordküste mit ihren blauen Lagunen bis zum Cap Arnauti in Richtung Westen und im Osten bis zum Mount Olympus. Vor der Aussicht kommt aber noch etwas Anstrengung. Die letzten Höhenmeter geht’s in relativ steilen Serpentinen ohne den Schutz der Bäume zum Gipfel „Moutti tis Sotiras“. Im Sommer sicher sehr schweißtreibend, am Neujahrstag unproblematisch. Zwischendurch sind wir dann doch noch ins Laufen gekommen, flowige Downhills kann man einfach nicht verweigern, um dann mit etwas Schwung den nächsten Hügel zu erklimmen.

Am Gipfel muss man sich dann entscheiden – entweder geht’s auf der gleichen Seite mit moderatem Gefälle den offiziellen Wanderweg zurück – oder man entscheidet sich für den spektakuläreren Weg an der Nordflanke des Berges. Hier sollte man durchaus trittsicher und etwas schwindelfrei sein. Viel Platz für Fehler bietet der Singletrail nicht, immerhin geht es auf ca. einem Kilometer 300m nach unten. Wer es kann, muss die Aussicht auf die Küste einfach genießen. Alle anderen sollten den Blick etwa 2m vor den Füßen behalten 😉

Der Rest des Trails ist schnell erzählt. An der Uferstraße, die teils unbefestigt ist, gings zurück zum Auto. Auf Zypern sind die Tage im Winter genauso kurz wie bei uns, es wird aber eher schlagartig dunkel, sodass wir den Weg durchs Gelände vermieden haben. Den Weg hätten wir sicher gefunden, aber den zahlreichen Jägern in der Gegend haben wir dann doch nicht genügend getraut. Am Ende standen 17,5 km und über 600 Hm auf der Uhr.

Ein paar Tage später sind wir nochmal in die Gegend zurückgekehrt, um uns die Blaue Lagune von der Nähe aus zu betrachten. Wir sind auf der Uferstraße gestartet und die Küste entlanggewandert, auch hier geht es immer wieder auf und ab. Etwas störend sind die SUV-Safaris, die faule Touristen und Influenzer zur Lagune karren, um dort Bilder für Insta und Co zu knipsen. Kleiner Tipp: per pedes ist es viel schöner, weil sich die große Lagune nur für die Veranstalter lohnt. Die Manolis Bay kurz davor ist deutlich ansehnlicher, aber eben nicht auf dem offiziellen Tourenplan. Wer einen entspannten Longrun machen möchte, kann den Weg noch bis zum Cap verfolgen. Hin und zurück bekommt man einen guten Marathon mit 300-400 Hm hin. Wir haben es bei 11 km belassen, um den Urlaub locker ausklingen zu lassen.

Troodos

Im Troodos-Gebirge glüht das Trailrunnerherz – unzählige gut markierte Trails mit unterschiedlichen Schwierigkeitsleveln. Vor zwei Jahren sind wir dem Atalanti Nature Trail gefolgt. Ein wunderschöner Rundweg um den Mount Olympus. Man bewegt sich die ganze Zeit zwischen 1.600 und 1.700 m, sammelt dabei kaum Höhenmeter und läuft auf teils technischen Trails eine 13km-Runde – immer mit hervorragenden Ausblicken durch die gesunde Natur Zyperns. Aufgrund der Höhe ist es dort natürlich etwas frischer als an der Küste, in der Sonne lässt es sicher aber auch im Winter in kurz laufen. Später am Abend braucht man für die nördliche Seite aber doch schon wärmere Kleidung, sonst wird es schnell unangenehm.

Gleich am ersten Tag des aktuellen Trips wollten wir das Kloster Kykkos besuchen und dort etwas die Gegend erkunden. Auf dem Weg dorthin erlebten wir aber eine kleine Überraschung. Ab etwa 1000m Höhe gab es auf der Straße eine geschlossene Schneedecke. Für einen Kleinwagen ohne Winterreifen ein unüberwindbares Hindernis. Der erste Ausflug ins Gebirge blieb damit erfolglos.

Kaledonia Falls

Für den zweiten Versuch hatten wir uns eine etwas anspruchsvollere, wenn auch kürzere Route entschieden. Das Wetter hatte sich inzwischen wieder normalisiert und der Schnee war nur noch oberhalb von 1.500 m auf den Nordflanken zu finden, die Anfahrt ohne Hindernisse möglich. Wir starteten auf 1.200m zu den Kaledonia Falls. Diese waren aber nur das Zwischenziel, weil diese touristengerecht nur etwa 1,5 km vom Trailhead/Parkplatz entfernt waren. Unser Rundweg führte uns aber vorbei an den Wasserfällen bis auf 1.600m – auf einer Strecke von nur 4,5km. Man kann sich vorstellen, dass das kein gerader Weg war. Es ging immer links und rechts des kleinen Flüsschens entlang, der die Fälle speist. Die meisten Querungen waren durch Stege möglich, einige Male musste die Seite aber auch über wacklige Steine gewechselt werden. Stellenweise waren auch Naturtreppen eingerichtet, oft ging es aber halb kletternd über große Felsbrocken. Für alpinerfahrene Trailläufer sicher ein Paradis, für uns Flachländer war das schon technisch, aber keineswegs gefährlich. Insgeheim dachten wir uns, dass wir diesen Abschnitt gern bei uns vor der Haustür hätten. Jeden Morgen diese Runde und man hätte ein komplettes Training aus Ausdauer, Kraft und Technik. Landschaftlich auch wunderschön, alte Eichen und Wacholder im Wechsel mit diversen Nadelbäumen. Je weiter man nach oben kam, wurden die Weißdornbüsche dichter und man bewegte sich durch braun-grüne Tunnel, die sicher auch im Hochsommer gut zu laufen sind. Hinter den Fällen war auch das Durchkommen kein Problem mehr, wie vermutet wollten die meisten nur das fallende Wasser sehen und dann zum Auto zurück. Der Downhill präsentierte sich dann auf der Sonnenseite, das leichte Frösteln bei 6 Grad ließ schnell nach, die Sonne hat auch im Januar richtig Kraft. Der Weg hinunter war in bestem Zustand und führte ohne Gegensteigungen stetig abwärts. Die ersten beiden Kilometer verliefen auf teils losem Geröll mit ein paar ausgesetzten Stellen, aber immer gut laufbar. Der letzte Abschnitt führte dann serpentinenartig durch den Wald, immer mal wieder mit Wurzeln oder größeren Steinen durchsetzt. Alles in allem keine langweilige Forstautobahn, sondern ein abwechslungsreicher Trail, der die Aufmerksamkeit erfordert, aber nicht zu technisch wird. Die 8,5km waren dann in entspannten 2 Stunden geschafft. Für den Longrun auf dem Trainingsplan kann man auch den Rundkurs um den Mount Olympus direkt einbinden. Man landet dann bei ca. 26 km und 800 Höhenmetern. Mehr geht sowieso immer.

Abseits der Berge

Auch in den anderen Regionen gibt es viele Trails und Wege, auf denen man sich austoben kann. Die Küsten sind außerhalb der großen Städte noch nicht zugebaut – und selbst dort gibt es meist gut ausgebaute Spazierwege direkt am Wasser entlang. Man darf hier sicher keine Singletrails erwarten, für ein Recovery Jog reicht es aber allemal. Einige Küstenabschnitte sind auch ziemlich wellig, sodass man auch mal ein paar Bergsprints einlegen kann. Wer lieber die etwas längeren Strecken bevorzugt, kann auch dem europäischen Fernwanderweg E4 folgen. Etwa 500 km des über 10.000 km langen Weges liegen in Zypern. Start ist der Flughafen in Larnaka, das Ziel am Flughafen in Paphos. Wenn man dort startet, ist man auch nach ca. 5.000 km im Allgäu angekommen.

Und sonst so?

Zypern bietet natürlich nicht nur Laufstrecken. Es sind einige Bikerouten ausgewiesen, auch wenn dies definitiv nicht der Sport der Zyprioten ist. Die Straßenqualität ist oftmals nicht Rennrad-geeignet, der Carbonrahmen würde sicher leiden. Zudem gelten Verkehrszeichen und -regeln auf Zypern nur als nette Hinweise – es hält sich nahezu niemand an Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Markierungen auf der Straße. Das funktioniert zwar ziemlich gut – wie so häufig im südlichen Europa – aber man muss sich darauf einlassen.

In den Sommermonaten bietet es sich selbstverständlich auch an, das Mittelmeer zum Schwimmen, Surfen, Segeln oder Schnorcheln zu nutzen. Die Wassertemperatur liegt im Durchschnitt bei 22 °C, im Sommer kommt man mit 27-28 °C schon fast in Richtung Badewannenniveau.

Die Versorgung auf Zypern ist nahezu überall unproblematisch, Minimärkte gibt’s in jedem Dorf, frisches Obst wächst ganzjährig am Straßenrand. Große Supermärkte findet man an den Hauptverkehrsstraßen, wenn man in den Lidl geht, fühlt man sich quasi wie zuhause. Einen großen Unterschied gibt’s aber bei den Preisen. Während verpackte Lebensmittel etwas teurer als in Deutschland sind, bekommt man regionale Produkte zu sehr günstigen Preisen. Dies zeigt sich insbesondere in den Restaurants und Tavernen, wenn man nicht gerade in die Touristenfallen gerät. Steuert man die Dorftavernen oder Gasthöfe an, bekommt man ein reichhaltiges, frisch zubereitetes Essen für 2 Personen inklusive (alkoholischer) Getränke für 30-40 €. Der Grillgeruch steigert schon beim Türöffnen den Appetit. Für die bewusste, proteinreiche Ernährung bietet sich der regionale Käse (Halloumi) sowie selbstverständlich das saisonale Fischangebot an. Wer es sich lieber gutgehen lässt, genießt ein Meze: in 8-12 Gängen bekommt man alles, was die zyprische Küche zu bieten hat – und das zu Preisen, die einem fast peinlich vorkommen. Hunger sollte man auf jeden Fall mitbringen, das Küchenpersonal zeigt gern, was es alles zaubern kann.

Weinliebhaber kommen in Zypern auch auf ihre Kosten. Die abgelegene Insellage sorgte dafür, dass die Reblaus nie dort ankam. An teils mehr als hundert Jahre alten Rebstöcken wachsen hauptsächlich Traubensorten, die nur auf Zypern heimisch sind. Dementsprechend haben die Weine ihren eigenen Geschmack, der durch die Böden und die Höhenlage zusätzlich beeinflusst werden.

Das Reiseziel lohnt sich meiner Meinung nach für jedes Level der Trailrunnerinnen und Trailrunner. Strukturiertes Training in den Wintermonaten ist genauso wie die Genussreise zum Saisonausklang oder -beginn möglich. Gegenüber üblichen Zielen wie den Kanaren oder Mallorca kann man auch noch den ein oder anderen Euro sparen – oder einfach fürs gleiche Geld eine Woche länger bleiben. Für konkrete Tipps – egal zu welchem Thema – meldet Euch gern bei mir.

Tobias

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