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Mallorca by UTMB die Zweite: nach dem Bericht Mallorca „Serra de Tramuntana“ by UTMB vom Unwetter Chaos, Absagen und einem Finish von Michi, hat sich Tobias per Instagram bei uns gemeldet und kurz von seinem Rennen berichtet. Seine Erfahrungen wollen wir euch nicht vorenthalten und sind daher sehr dankbar, dass sich Tobias bereit erklärt hat diese mit uns zu teilen. 

#vonTrailrunnernFürTrailrunner

Erfahrungsbericht von Tobias

Gern nutze ich die Chance und schreibe ein paar Worte aus der Sicht vom Ende des Feldes. Meine Freundin und ich sind reine Hobbyläufer, die Spaß am Trailrunning haben. Mit einem Index Mitte der 300 können wir unsere Leistungsfähigkeit auch entsprechend einschätzen. Auch wenn wir meist sehr weit hinten in der Rangliste landen, hatten wir mit Cut-off- Zeiten bisher nie Probleme. Das sollte sich ändern …

Bus Shuttle & Start

Früh um 5 machten wir uns auf den Weg zur Haltestelle des Bus-Shuttles in Bunyola. Der im Plan ausgewiesene Parkplatz war leider Privatgelände, sodass wir gebeten wurden, irgendwo an der Straße zu parken. Das gelang uns glücklicherweise auch nah an der Haltestelle, um rechtzeitig die kurze Fahrt nach Soller anzutreten. Am Startgelände standen dann 8 Toilettenboxen für ca. 1.000 Läuferinnen und Läufer bereit. Da der Start genau im Zentrum des Ortes war, gab es auch keine Alternativen, die „mann“ vielleicht bei sonstigen Trailwettbewerben in Anspruch hätte nehmen können. Diesen Umstand nahmen wir aber noch mit Humor, wir durften wenigsten starten – im Gegensatz zum SDT und M5000. Die vielen Freiwilligen waren zumindest sehr hilfsbereit, man konnte sich im Ort nicht verlaufen.

Das Rennen

Wir standen schließlich an der Startlinie des ETM 47k und sortierten uns im Startblock hinten ein. Wir wollten beide das Rennen langsam beginnen, um am Ende nicht in Probleme zu geraten. Nach 5km stießen wir aber auf den ersten Stau. Die zu laufende Treppe war zum Wasserfall geworden. Mal abgesehen davon, dass viele Läufer versucht haben, trockenen Fußes am Rand des Weges zu gehen und damit das Vorankommen verzögerten, zeigte sich schon, dass mit jedem einzelnen Teilnehmer die Trittflächen rutschiger wurden. Das führte dazu, dass uns auf dem engen Stieg schon die ersten beiden Verletzten entgegenkamen, was den Aufstieg natürlich nicht beschleunigte. Es gehört sich dann aber einfach, dass man auch Hilfe anbietet, den Arm reicht oder eben die Teilnehmer nur durchlässt.

Mit nassen Füßen gings dann weiter in den ersten langen
Anstieg, die Pace gaben andere vor. Das Feld zog sich nur langsam wieder
auseinander. Die vielen Pausen konnte man aber gut nutzen, um die wunderschöne
Landschaft und den Blick auf Soller zu genießen. Da die beiden längeren
Strecken leider wetterbedingt abgesagt wurden, dachten sich so einige, dass man
sich ja auch unter die „47er“ mischen kann, sind ja schließlich öffentliche
Wege. Da waren allerdings auch manche dabei, die dann das Feld von hinten aufrollen
wollten und auf den engen Trails unbedingt überholen mussten. Das brach den
eigenen Rhythmus auch immer wieder.

 

Nach knapp 8km war dann der erste Gipfel des Tages erreicht, aber es waren auch schon über 2 Stunden verstrichen. Der Übergang in die Hochebene sah einfach aus, man musste aber genau hinschauen, wo man die Füße setzt. Unter jedem Grasbüschel lauerte ein rutschiger Stein. Anschließend folgten wunderbar laufbare Trails bis zur ersten VP am Stausee. Die Station war gut ausgestattet und auch für die Nachzügler noch gut gefüllt. Beim Verlassen des Checkpoints bekamen wir noch die Information, dass alle Cut-Offs um 15 Minuten verlängert wurden. Zu dem Zeitpunkt machte uns das noch Hoffnung, ganz sicher nicht in Schwierigkeiten zu kommen, wir hatten noch gut eine halbe Stunde Karenz – und eigentlich hatten wir ja auch schon fast 50 % der positiven Höhenmeter hinter uns. Der nächste Streckenabschnitt war anfänglich auch sehr gut laufbar, landschaftlich zudem sehr schön. Vom Stausee ging es ohne größere Schwierigkeiten etwas wellig entlang eines kleinen Kanals. Der Downhill zur zweiten VP hatte es dann etwas in sich. Eigentlich nicht besonders technisch, durch die vielen Läufer vor uns aber glatt wie Schmierseife. Wir konnten den Sturz glücklicherweise verhindern, eine Läuferin direkt vor uns, musste leider gleich 3-mal den unliebsamen Kontakt mit den Steinen machen. Wir versicherten uns, dass sie keine Hilfe benötigt, es ging für sie aber ohne Einschränkungen weiter. Die Verpflegungsstation war auch wieder gut ausgestattet, hier gab es sogar stationäre Sanitäranlagen. Auch die Läufer, die eigentlich nicht im Wettbewerb waren, wurden hier gut versorgt.

Stau & der Cut-Off kommt näher

Hinter der VP drohte aber sofort der nächste Anstieg. Inzwischen waren die Temperaturen über 20 Grad gestiegen und die Sonne meinte es gut mit uns. Es ging durch Olivenhaine stetig bergauf. Die Ziegen hatten auch ihren Spaß, man konnte fast meinen, sie lachen die Letzten aus. Wir schlängelten uns am Berghang entlang, bis wir nach einer Rechtskurve das Unheil sahen … eine etwa 300 Meter lange Schlange bestehend aus bestimmt 200 Läufern und Läuferinnen. Warum es sich staute, war uns zuerst nicht ersichtlich. Viele fragende Gesichter warteten, dass es weiter geht. Dies passierte nur sehr langsam. Man konnte aber zumindest erkennen, dass die Renn-Organisation vor Ort war und fleißig telefonierte und funkte. Es dauerte auch nicht lange, bis die Schlussläufer zu uns aufschlossen. Die meisten Teilnehmer ergaben sich ihrem Schicksal und warteten geduldig, es gab aber natürlich auch einige, die versuchten, sich irgendwie nach vorn zu mogeln. Viel hat es ihnen aber nicht geholfen. Nach ca. 45 Minuten sahen wir dann den Grund des Staus, ein etwa 20m tiefer, kettengesicherter Abstieg. Ein lokaler Guide half den teilweise doch etwas ängstlichen Kletterern heil nach unten zu kommen. Dies dauerte dementsprechend lange. Die Mitglieder der Organisation waren ziemlich entspannt und machten den Eindruck, dass diese Verzögerung kein Problem darstellt. Die Cut-off-Zeiten sollten entsprechend angepasst werden. Als wir am Engpass vorbei waren, hatten wir eigentlich nur noch 15 Minuten Zeit, um den Cut an der 3. VP zu vermeiden. Es lagen aber noch ca. 250 Hm vor uns, dazu noch der Downhill zurück zum Stausee. Erschwerend kam hinzu, dass die Wasservorräte durch die Wartezeit in der Sonne fast aufgebraucht waren. Nach gut 6 Stunden mehrheitlich hikend oder stehend machte sich auch das Verbot der Stöcke bemerkbar. Vor allem für uns Flachländer ist es schon sehr hilfreich, wenn wir bei Uphills die Stöcke zur Unterstützung einsetzen können. Da dies aufgrund der Umweltauflagen am Abend vor dem Rennen untersagt wurde, meldete sich der Rücken mehr und mehr. Wenn wir im Chianti für 20 km noch 3 Stunden gebraucht haben, waren wir jetzt schon die doppelte Zeit unterwegs. Ich hätte gern mal wieder eine gut laufbare Passage gehabt, um die Muskulatur etwas zu entspannen. Der Aufstieg auf den Pas de sa Foradada war also alles andere als angenehm.

Endlich wieder am Stausee angekommen kamen uns plötzlich unerwarteterweise einige Läufer und Läuferinnen entgegen. Zuerst dachten wir an Teilnehmer, die vielleicht freiwillig ausgestiegen sind. Ich selbst spielte aufgrund der Rückenprobleme auch mit dem Gedanken, meine Freundin wollte aber auf jeden Fall ins Ziel kommen. Nachdem uns aber immer mehr Teilnehmer „spazierend“ entgegenkamen, fragten wir nach und mussten erfahren, dass man vor ca. einer halben Stunde den Cut durchgezogen hat. Dies war zwar später als in der ursprünglichen Zeittabelle angegeben, aber ganz sicher ohne Berücksichtigung der mindestens 90-minütigen Wartezeit im Streckenverlauf. Die Enttäuschung darüber stand uns und vielen anderen im Gesicht geschrieben. Man wollte uns zuerst sogar den Zugang zur VP, die direkt hinter der Zeitnahme schon am Abbau war, verwehren. Diese freundlichen Hinweise ignorierten wir aber und füllten erstmal unsere Vorräte auf. Man muss dem Veranstalter allerdings zugute heißen, dass unweit des unfreiwilligen Streckenendes schon ein Bus auf die Ausgeschiedenen wartete.

Die Enttäuschung, der Rücktransport & weitere Enttäuschungen

Die Rückfahrt nach Port de Soller war ziemlich still. Die Stimmung der Businsassen schwankte zwischen enttäuscht und wütend, aber nach jetzt 7 Stunden Trailrunning überwog die Erschöpfung. Am Zielort angekommen, mussten wir selbst schauen, wie wir wieder zum Trail Village kommen, um unsere Drop Bags abzuholen. Da das Örtchen aber nicht allzu groß ist, war das Zelt schnell erreicht und die Taschen entgegengenommen. Dann wartete aber die nächste Überraschung.

Wir wollten uns zumindest umziehen und ein wenig frisch machen, bevor wir die Heimreise ins Hotel nach Alaro antreten. Auf Nachfrage gab es aber die Enttäuschung: „Duschen gibt es nicht, umziehen können wir uns gern in den Toilettenboxen, Verpflegung oder Getränke gibt es auch nicht“. Kurz überlegten wir, ob wir uns noch ein Restaurant an der Promenade suchen, wollten aber unseren Shuttlebus zum Parkplatz nicht verpassen. Wir hätten besser das Kaltgetränk gewählt, auch auf den Bus mussten wir mehr als eine halbe Stunde warten. Etwa 45 Minuten nach der eigentlichen Abfahrtszeit ging es dann zurück zum Auto. Die Versorgung holten wir dann in Alaro nach. Eine große Pizza beim Italiener und ein frisch handwerklich hergestelltes Pils von Sven, einem ehemaligen Berliner, der jetzt das vielleicht beste Craft Beer von Mallorca braut, beendeten das Abenteuer.

Die Landschaft und die Trails verdienen auf jeden Fall ein Event, die Organisation muss aber definitiv noch dazulernen. Alternativstrecken sollte man schon in der Schublade haben, das Wetter kann im Gebirge schnell umschlagen. Dazu sollte man vielleicht auch die Strecken unter verschiedenen Bedingungen testen, wenn man eigentlich ein hochprofessionelles Rennen veranstalten will. Die UTMB-Organisation sollte normalerweise auch wissen, was zur Planung und Durchführung so eines Wettbewerbs dazugehört. Aber vielleicht hatte man doch nur den schnellen Euro im Kopf.

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