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Mit Mallorca „Serra de Tramuntana“ nimmt der UTMB eine Woche nach dem Ballermann Closing die Balearen Insel in Beschlag. Ob man auf den Trails auch so richtig ballern kann … lest selbst

Mallorca "Serra de Tramuntana" by UTMB

Glaubte man Gerüchten der Trail-Szene, so sollte es noch 2024 zum ersten deutschen UTMB-Rennen kommen. Stimmte nicht ganz aber so verkehrt wurde in der Gerüchteküche nicht gekocht, denn mit Mallorca „Serra de Tramuntanta“ hat sich der Ironman-Partner das 17. Bundesland auserkoren. Auf der beliebtesten Insel der Deutschen, wurden verschiedene existierende Läufe zu einem Mehrtagesevent zusammengefasst, mit dem UTMB-Stempel versehen und schon ist das Motto „im Gebirge ballern“ anstatt Ballermann. Insgesamt sollten mehrere tausend Trailrunner in den Hot-Spots des Gebirges: Sóller, Valldemossa, Port de Sóller und Pollença bei 6 verschiedene Distanzen von 400 Meter bis 146 Kilometer an den Startlinien stehen, doch es kam anders …

Unwetterabsagen

Gegen das Wetter, kann selbst der UTMB nichts machen und so mussten aufgrund von Unwettern die beiden langen Ultras, „Serra de Tramuntana“ mit 146k (3400hm) sowie dem „Mallorca 5000“ mit 69k (4350hm) abgesagt werden. Der „Els Tres Mils“ kurz ETM mit seinen 47k (2300hm) war der erste Lauf, der am Veranstaltungswochenende überhaupt stattfinden konnte und mein Name stand auf der Startliste.

ETM: Els Tres Mils

Start ist im schönen Sóller und die Strecke umfasst die höchsten Berge im gleichnamigen Tal. Um 7 Uhr wurden 1014 Trailrunner*innen durch die kleinen Gassen des noch schlafenden Dorfes hoch in die Berge geschickt. Hoch im wahrsten Sinnen des Wortes, denn in den ersten 8 Kilometern stecken bereits fast 1000 der gesamt 2400 Höhenmeter … und vom Veranstalter gab es obendrein noch ein Stockverbot. 

Die ersten Serpentinen laufen wir noch auf Asphalt bis die Streckenposten nach rechts zeigen und „a la derecha“ rufen. Da wo vor den starken Regenfällen des letzten Tages noch der Trail war, rinnt jetzt ein kleiner Wasserfall ins Tal. Kurz staut es sich hier, da einige Trailrunner versuchen mit trockenen Füssen die Steinstufen hinaufzukommen, als sie das aufgeben, geht es direkt weiter. Das Wasser verschwindet irgendwann und aus den Stufen wird ein schöner steiler Trail der sich hoch zum fantastisch klingenden „Pas de na Martorella o Portell de sa Costa“ schlängelt. So fantastisch, wie der Name klingt ist dort oben die karge Insellandschaft. Eine weitläufige Hochebene auf der der schlammige Trail durch rutschige Steine ergänzt wird. Gut versteckt wird all das aber vom wadenhohen Gras, sodass jeder Schritt genau platziert werden muss. Viele Teilnehmer laufen daher querfeldein, bis wir wieder auf dem Wanderweg GR-221 sind, der uns gut laufbar zur ersten VP führt.

Danach folgen wir weiterhin den hölzernen Wegweisern des berühmten Wanderwegs und wechseln auf laufbaren und technischen verblockten Passagen immer wieder zwischen Run & Hike. Wir stehen nun kurz vor der Halbmarathon Marke und bis auf wenige Kilometer hat uns der ETM bisher einiges abverlangt. So auch der Downhill hinunter zur zweiten VP, dem Refugio Tossals Verds, wo ein Läufer vor mir auf einem Stein abrutscht, umknickt, auf Spanisch flucht (klang zumindest so), um im gleichen Tempo humpelnd weiterzulaufen.

Nach dem Refugio beginnt für mich eines der schönsten Teilstücke. Der Trail bleibt technisch, das Tempo bleibt hoch und es bleibt nicht viel Zeit, um die Umgebung genießen zu können aber jeder Blick nach oben zeigt das Tramuntana Gebirge als TRAUMuntana Gebirge. Bis zum „coll del Portellet“, was mit 903m der höchste Punkt des Teilstücks ist, gibt es noch einige Kletterpassagen, die meist mit Ketten zum Festhalten gesichert sind. An den gefährlichen Stellen sind Helfer der Bergwacht vor Ort.

Der anschließende Downhill ist gut laufbar und als wir ein zweites Mal die VP in Cuber durchlaufen, haben wir die Hälte der Distanz in den Beinen. Die fühlen sich allerdings nicht mehr so frisch für die nun anstehenden drei Gipfelüberquerungen an. Es gilt den „Puig de sa Rateta“ (1113 m), den „Puig de na Franquesa“ (1067 m) und den „Puig de l’Ofre“ (1091 m) zu überqueren. Glaubt man der Beschreibung des Tourismusverbandes, so ist besagter Kamm einer der malerischsten der Serra der Tramuntana. Ist man dort gewandert oder gelaufen, glaubt man es ganz sicher. Die Landschaft ist einfach einzigartig, karg und doch wunderschön. Über einem der blaue Himmel, unter einem das blaue Meer, man kann im Moment sein und genau dann ist alles perfekt … bis man sich an einem der Sträucher schneidet, die man im Downhill viel zu schnell passiert und man plötzlich wieder im Rennen ist.

Von 1091m geht es hinunter bis fast auf Meereshöhe. Die ersten 200 Höhenmeter sind für die Läufer um mich herum und mich nicht mehr laufbar. Es gilt Stufen hinunterzuspringen, auf Wurzelwerk zu achten und der noch feuchte Lehm tut sein Übriges. Danach kommt die kleine flache Hocheben zum „Col de l Ofre“, wo auch die vorletzte VP ist, wie gerufen, um die Beine for dem finalen Downhill noch mal etwas zu entspannen. An der VP halte ich kurz inne, um die Steinchen aus meinen Altras zu schütteln und kurz darauf brennen die Oberschenkel wieder. Der Downhill hinunter ins Dorf Biniaraix führt zwischen zwei Bergrücken ins Tal und ich erspare euch weitere Superlative. Ein großer Teil des Weges ist gepflastert und wie so oft, wenn das Terrain leichter und man unaufmerksamer wird, stürze ich und prelle mir das Knie. Ich muss also erstmal gehen, bis der Schmerz es zulässt wieder aufzutreten. Was mir letztendlich erst wieder im Tal gelingt und nach ein paar hundert Metern gehend,  konnte ich dann mit leichten Schmerzen weiterlaufen.

Die Sonne meint es zum großen Finale mittlerweile sehr gut mit uns. Im Aufstieg ins Dorf Fortnalux freut man sich über jedes kleine bisschen Schatten. Die Trails wären hier auch gut laufbar, wenn man noch genügend Kraft zum Laufen hätte. Ich nehme die letzten Höhenmeter im Power Hike Modus, wobei „Power“ auch relativ ist. Die letzte VP ist direkt auf dem Dorfplatz und Schaulustige sowie die vielen freiwilligen Helfer machen noch mal so richtig Stimmung und schicken alles Läufer gebührend auf die letzten 7,4 Kilometer. Also noch mal alles mobilisieren und die letzten Reserven rausholen. Läuferisch stellt das letzte Teilstück keine großen Anforderungen mehr, es kommt einfach darauf an wer noch ein Korn mehr im Tank hat. Ich kann noch wenige Plätze gut machen, bevor ich von meinen Freunden begrüßt und nach fast 7h ins Ziel laufe.

Verpflegung

Die Verpflegung-Station waren üppig ausgestattet. Es gab immer Bananen und Orangen und Trockenobst. Naäk Riegel und Waffeln im Wechsel, Müsli Riegel, Schokolade, salzige Nüsse und Salami. Zum Auffüllen der Flasks gab es Wasser und Naäk Ultra Energy sowie Wasser mit Kohlensäure und in den beiden letzten VPs Cola in den Trinkbecher.

UTMB-Woche

Beim UTMB auf Mallorca findet jeder sportbegeisterte Freund und die ganze Familie etwas. Während wir auf den Trails waren, hatten die Kids ihren großen Auftritt in Port de Sóller es gab von 0 – 16 Jahre Distanzen von 150 bis 5000 Meter mit Start- & Finishershirt sowie einer Medaille. Am Sonntag gab es mit dem Camins de s’Arxiduc (CDA) noch die Möglichkeit 26k mit 1000hm und mit dem PDS (Port de Sóller) konnte man 270hm auf 8,5k zurücklegen. Wer Lust auf eine „Vertical Challenge“ hatte, konnte am Mittwoch vor dem UTMB-Wochenende die 365 Treppen von Calvari aus dem Ortszentrum von Pollenças hinauf zum Kalvarienberg laufen. Nach den 400 Metern hatten die Läufer 100hm auf der Uhr.

Gut zu wissen

In meinem Laufrucksack hatte ich insgesamt 9 Gels von Precision Fuel mit jeweils 30 Gramm Kohlenhydraten und 4 davon 100mg Koffein. Dazu noch 6 „PF 30 Chews“ mit jeweils 15 Gramm Kohlenhydraten. In beiden Flasks war jeweils eine Tablette von „Endurolytes Fizz“ von Hammer. Unterwegs habe ich dann hauptsächlich das ISO an den VPs verwendet, was nicht immer von Naäk war. Feste Nahrung waren ausschließlich die Naäk Riegel sowie die Waffeln an den VPs, die über den ganzen Lauf reichlich verfügbar waren. Diese Ernährung ist für mich optimal aufgegangen, Energie war da und ich hatte während und nach dem Lauf keinerlei Magenprobleme. Mein Schuhwahl fiel auf den Altra Mount Blanc, welche aufgrund des Unwetters nicht optimal war. Während des Rennens hat sich bei beiden Schuhen (gelaufene Kilometer 230) die Sohle etwas gelöst, was kein Problem aber einfach nur nervig war. Hier hätte mehr Profilierung auf jeden Fall sinn gemacht.
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